Deutsche Bank:Die da oben streiten

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Chefaufseher Clemens Börsig gegen Vorstandschef Josef Ackermann: Auf der Aufsichtsratsitzung der Deutschen Bank droht ein Eklat.

Eigentlich läuft es ordentlich bei der Deutschen Bank. Mitten in der Wirtschaftskrise glänzt das Institut mit guten Zahlen - am Dienstag wird die Bank voraussichtlich einen Milliarden-Gewinn für das letzte Quartal melden.

Bei der Aufsichtsratssitzung am Dienstag muss sich Börsig nun wohl viele Fragen zu seiner Rolle in den Bespitzelungsskandal gefallen lassen. (Foto: Foto: ddp)

Und doch: nichts passt. Der Machtkampf zwischen dem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und Oberaufseher Clemens Börsig überschattet alles - die Deutsche Bank zerlegt sich selbst.

Bei der Aufsichtsratssitzung am Dienstag muss sich Börsig wohl viele Fragen zu seiner Rolle in den Bespitzelungs-Skandal gefallen lassen.

Im Untersuchungsbericht einer von der Bank beauftragten Anwaltskanzlei wird er als ein Auslöser für Nachforschungen über einen kritischen Aktionär genannt.

Eisiges Verhältnis

Börsigs Verhältnis zu Bankchef Josef Ackermann gilt ohnehin als eisig - nicht erst seit Börsigs gescheitertem Versuch, den Schweizer an der Spitze des Frankfurter Geldhauses zu beerben. Ackermman, der mit einer Demission geliebäugelt hatte, verlängert nun seinen Vertrag um drei weitere Jahre.

"Die Zahl von Börsigs Freunden ist in den letzten Wochen nicht gestiegen", heißt es aus der Bank. Eine Revolte sei aber am Dienstag nicht zu erwarten.

Zunächst wolle das Gremium die Untersuchungsergebnisse von Finanzaufsicht und Staatsanwaltschaft abwarten. Dabei werde die Frage der Verantwortlichkeiten wohl ganz genau beleuchtet.

Ackermanns offizielle Vertragsverlängerung bis 2013 steht Bankkreisen zufolge ebenfalls auf der Tagesordnung des Kontrollgremiums. Der Aufsichtsrat hatte Ende April überraschend den Kontrakt des 61-Jährigen verlängert und Börsig damit eine herbe Niederlage beigebracht.

"Klare Ansage"

Zwar stellte sich das Kontrollgremium seither mehrmals öffentlich hinter seinen Vorsitzenden. Doch die Position Börsigs, der an diesem Montag seinen 61. Geburtstag feiert, gilt als gefährdet.

Nun will "der Aufsichtsrat mal eine klare Ansage bekommen", sagte ein Insider. Klar ist: Die Datenaffäre gibt dem Disput neue Sprengkraft. In vier Fällen sollen laut dem Anwaltsbericht der von der Deutschen Bank eingeschalteten Detekteien "rechtlich bedenkliche Aktivitäten" unternommen haben.

Der aktuelle Vorstand wird dabei ausdrücklich von allen Verantwortlichkeiten entlastet - Chefaufseher Börsig dagegen nicht explizit. In Medienberichten wurde prompt vermutet, damit solle der ohnehin angeschlagene Aufsichtsratschef weiter unter Druck gesetzt werden. Doch eine Person mit Kenntnissen aus dem mehr als 180 Seiten dicken Anwaltsbericht weist darauf hin, dass dieser vom Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats in Auftrag gegeben worden sei. "Das ist kein Vorstandsbericht", betont der Insider. .

Die Bank und Börsig selbst wollten sich nicht zu diesem Thema äußern. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wird ein Berater des Aufsichtsratsvorsitzenden damit zitiert, Börsig lasse sich nicht erpressen. "Ich sehe keinen Grund zum Rücktritt", habe er dem Blatt mitteilen lassen.

In Zeitungsberichten werden dagegen schon mögliche Nachfolger genannt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bringt dabei den früheren Bankvorstand Tessen von Heydebreck ins Spiel. In Bankkreisen werden diese Spekulationen aber zurückgewiesen. "Es läuft keine Suche für einen Nachfolger", sagte ein Insider.

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