DAK: Pleitegerüchte:Aufruhr bei den Krankenkassen

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Eilig ist der Krankenversicherer DAK Gerüchten entgegengetreten, er könnte bald kein Geld mehr haben. Angeblich soll die Konkurrenz schon Krisenszenarien durchrechnen.

Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) hat Berichte über ein massives Finanzdefizit zum Jahresende und eine drohende Insolvenz zurückgewiesen. Die Spekulationen entbehrten jeder realistischen Grundlage, erklärte der Sprecher der drittgrößten Krankenkasse in Deutschland, Jörg Bodanowitz, am Dienstag in Hamburg. "Dies ist ein durchsichtiger Versuch von Mitbewerbern, der DAK Schaden zuzufügen."

Bei einer Pleite müssen andere Kassen die DAK auffangen. Im vergangenen Jahr hatte die DAK ein Defizit von 223 Millionen Euro erwirtschaftet, doch im ersten Quartal 2010 soll sie schwarze Zahlen geschrieben haben. (Foto: ag.dpa)

Eilig nachgerechnet

Im ersten Quartal dieses Jahres habe die Kasse einen Überschuss von gut 31 Millionen Euro erwirtschaftet. Dies zeige, dass der Haushalt auf solider Basis beruhe. Der DAK-Sprecher bezog sich auf einen Bericht der Financial Times Deutschland. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf Wettbewerber, der Kasse fehlten in diesem Jahr rund 200 Millionen Euro und damit mehr, als sie über Reserven ausgleichen könne. Für 2011 gingen die Konkurrenten sogar von einem Minus von 800 Millionen Euro aus.

Aus Angst vor einer Insolvenz der DAK rechneten deren Rivalen konkrete Krisenszenarien durch, berichtete das Blatt weiter. Bei einer Pleite müssen die anderen Kassen die DAK auffangen. Im vergangenen Jahr hatte die DAK ein Defizit von 223 Millionen Euro erwirtschaftet. Die DAK erhebt seit Februar als eine der ersten Kassen einen Zusatzbeitrag; dieser beträgt für die 4,8 Millionen Mitglieder monatlich acht Euro. Diese Entscheidung sei "richtig und verantwortungsvoll" gewesen, sagte Bodanowitz. Andere Kassen zögerten wegen kurzfristiger Wettbewerbsvorteile diese Entscheidung hinaus. Nach Einschätzung aus Branchenkreisen hat die Entscheidung für Zusatzbeiträge zu zahlreichen Kündigungen bei der DAK geführt. Die Schätzungen reichen von rund 140.000 bis zu 200.000 Mitgliedern, die die DAK verlassen haben sollen.

Neues Frühwarnsystem

Der Verband der Ersatzkassen (vdek) wies die Spekulationen über die Finanzsituation des Mitgliedsunternehmens DAK ebenfalls zurück. Der Haushalt der Kasse sei solide finanziert, so Verbandschef Thomas Ballast. Die Gemeinschaft der Ersatzkassen sei dabei, ein Frühwarnsystem zur Erkennung und Vermeidung von Haftungsfällen aufzubauen.

Dies habe aber nichts mit der Finanzsituation einer einzelnen Kasse zu tun und richte sich schon gar nicht gegen die DAK. "Wir tun das als Haftungsgemeinschaft nur, um unserer gegenseitigen Informationspflicht nachzukommen", sagte Ballast. Prognosen zufolge fehlen der gesetzlichen Krankenversicherung im nächsten Jahr rund elf Milliarden Euro. Die schwarz-gelbe Koalition hat bislang noch kein Konzept, wie sie die Finanzlücke stopfen will.

© SZ vom 09.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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