3-D:Druck dein Wunschhaus

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Künstlerische Darstellung eines Hauses in Amsterdam. Es soll mit 3D-Drucker-Teilen produziert werden. (Foto: dpa)

Für viele klingt das noch nach Zukunftsmusik, aber neue Technologien werden die Bauindustrie stark verändern. Pilotprojekte vermitteln davon einen ersten Eindruck.

Von Peter Poguntke

Wer in Zukunft sein Traumhaus finden will, muss es unter Umständen gar nicht einmal mehr suchen. Derjenige könnte lediglich zu einem Bauunternehmen oder Architekturbüro gehen, das über einen 3-D-Drucker verfügt, und sich ein Modell des Hauses nach seinen Vorstellungen aufbauen lassen. Tage oder Wochen später wäre das Wunschhaus dann mittels des dreidimensionalen Druckers in Originalgröße "ausgedruckt" und stünde zur Abholung beziehungsweise zum Zusammenbau bereit.

Zugegeben, noch eine sehr kühne Vision, von der die Welt noch weit entfernt ist. "Auf jeden Fall steht die Bauindustrie aber dank der 3-D-Drucker-Technologie vor einer Revolution", ist Hedwig Heinsman überzeugt. Die Architektin ist Mitbegründerin des in Amsterdam ansässigen Unternehmens DUS Architects, in dessen Aktivitäten die Erforschung der Potenziale der 3-D-Drucker-Technologie im Mittelpunkt steht.

Anhand eines Pilotprojekts, des sogenannten Canal House in der niederländischen Metropole, kann der Betrachter nicht nur erahnen, sondern bereits auch anfassen, was in den nächsten Jahren mit dem Drucker errichtet werden soll. Aus formflexiblen Grundstoffen werden dort bis zu fünf Meter hohe Häuserelemente fabriziert und zusammengesetzt - inklusive der Solarpaneele, die auf dem Dach montiert werden und für die Heizung des "gedruckten" Gebäudes sorgen sollen. Die Rohstoffe für das Haus aus dem Drucker sollen dabei biologisch und voll recycelbar, also zu hundert Prozent wiederverwertbar sein, wenn das Gebäude eines Tages abgerissen wird. Ein Grundgedanke, der tief in der Cradle-to-Cradle-Philosophie (C2C) verankert ist, mit der jeglicher Verschwendung von Rohstoffen und der wachsenden Müllerzeugung Einhalt geboten werden soll.

In Sachen Umweltfreundlichkeit eröffnet der 3-D-Drucker darüber hinaus weitere Perspektiven: Aufgrund des wesentlich geringeren Materialverbrauchs im Vergleich zum herkömmlichen Bauen sind nachträgliche Änderungen bei Entwurf oder Werkstoff problemlos machbar. Auch die Transportwege könnten kürzer werden: Wenn beispielsweise mehrere 3-D-Drucker an einer Baustelle im Einsatz sind, müssten die von ihnen erzeugten Teile nirgendwohin gebracht werden, da sie ja unmittelbar am Ort hergestellt und verwendet werden.

Hinzu kommt, dass individuelle Designs von Wohn- und Geschäftsgebäuden durch die Fertigung per 3-D-Drucker leichter machbar und finanzierbar werden könnten als die herkömmliche Realisierung. Hedwig Heinsman geht fest von diesem Vorteil aus und entwickelt gleich die nächste Vision: "Stellen Sie sich vor, wenn die Entwürfe für Gebäude aus 3-D-Druckern auf einer weltweiten Internetplattform stünden, auf die jeder Zugriff hätte!" Vielleicht ebenfalls noch Zukunftsmusik, andererseits aber zugleich ein Zeichen, dass die Nachfolger der alten Papierdrucker zur Zukunftstechnologie werden.

© SZ vom 12.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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