Büros:Voll vermietet

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In vielen deutschen Metropolen werden nach Wohnungen nun auch Büros knapp. Unternehmen finden kaum noch Räume für neue Mitarbeiter. Dabei wird das immer wichtiger, denn gerade junge Menschen zieht es in die City.

Nach Jahren des Immobilienbooms und des Wirtschaftsaufschwungs finden Unternehmen in deutschen Großstädten nur schwer Büros. "Die Büroknappheit in den Metropolen verschärft sich immer weiter", warnte Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Das treffe vor allem München, Berlin und Stuttgart. "Sie sind im Zentrum faktisch voll vermietet."

"Jeder dritte deutsche Erwerbstätige arbeitet im Büro", sagte Mattner. "Und 20 Prozent davon sind in Ballungsräumen tätig." Den Ansturm auf die Metropolen zeigt auch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach sind in Berlin mehr als 500 000 Menschen im Büro tätig, ein Plus von 17 Prozent seit 2013. München kommt auf 380 000 (plus 13 Prozent). In Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg liege der Zuwachs bei je zehn Prozent.

Unternehmen bräuchten im Kampf um Talente aber attraktive Büros in zentraler Lage, sagte ZIA-Präsident Mattner. "Sind Firmen gezwungen, ins Umland auszuweichen, führt das auch zu einer Zersiedelung und mehr Verkehrsbelastung durch Pendler." Der Trend zum flexiblen Arbeiten sorgt zudem dafür, dass Coworking-Anbieter in den Innenstädten expandieren. Gerade in Berlin teilen sich Kreative Büros. Besonders schwierig ist die Lage in der Hauptstadt, etwa in Berlin-Mitte, aber auch in München und Stuttgart. Im Münchner Westend und Schwabing-Nord sowie in der Stuttgarter Innenstadt gebe es "dramatische Engpässe", schreibt JLL. Das lässt die Spitzenmieten klettern. In Berlin stiegen sie 2017 um elf Prozent. Betroffen sind vor allem kleine Firmen wie Start-ups. "Berlin hat lange davon profitiert, dass Gründer dort billige Büros fanden", sagt IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. "Das hat sich gedreht."

Eine schnelle Entspannung erwartet ZIA-Präsident Mattner nicht. In München und Umland etwa fehlten bis 2021 rund 330 000 Quadratmeter Bürofläche. "Gerade junge Menschen wollen in den Städten nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen." Büros stünden in Konkurrenz zu Wohnungen, Hotels, Handel und Logistikzentren. "In der Politik liegt der Fokus einseitig auf Wohnen", kritisiert Mattner.

Prekär ist die Lage aber nicht überall. Frankfurt etwa hat mit rund neun Prozent die höchste Büro-Leerstandsquote unter den deutschen Metropolen - obwohl Banken nach dem Brexit-Entscheid Jobs von London an den Main verlagern.

© SZ vom 09.02.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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