Betriebskosten:Wohnen wird deutlich teurer

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Für die "zweite Miete" mussten Mieter 2005 über zwölf Prozent mehr als noch im Jahr zuvor zahlen.

Michael Bauchmüller und Steffen Uhlmann

Auch für das nun zu Ende gehende Jahr müssten die Mieter nach vorläufigen Erhebungen mit einer zehnprozentigen Betriebskostensteigerung rechnen, sagte DMB-Direktor Franz-Georg Rips. Besserung sei für die Mieter bis auf weiteres nicht in Sicht.

Betriebskosten bei Mietwohnungen. (Foto: Grafik: SZ)

Allein schon durch die anstehende Mehrwertsteuer-Erhöhung um drei Prozent werde sich die Kostenspirale 2007 erneut nach oben drehen. Die Mehrwertsteuer werde zwar nicht auf die Miete erhoben, doch die Kosten für Heizung, Versicherung oder den Aufzug seien davon betroffen.

Der Mieterbund schätze die steuerbedingten Erhöhungen auf vier bis fünf Cent pro Quadratmeter ein. "Das macht für Mieter einer 80 Quadratmeter großen Wohnung 38 bis 48 Euro im Jahr aus", sagte Rips.

Laut Betriebskostenspiegel, der auf der Auswertung von etwa 11.000 Heiz- und Nebenkostenabrechnungen beruht, mussten Mieter 2005 pro Quadratmeter und Monat im Schnitt 2,74 Euro für die zweite Miete zahlen - mithin 12,3 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.

Für eine 80 Quadratmeter große Wohnung erhöhten sich 2005 damit die Betriebskosten im Durchschnitt um 288 Euro. Nach Berechnungen des Mieterbundes entfiel inzwischen fast ein Drittel der Gesamtwohnkosten (32,4 Prozent) auf die Betriebskosten.

Dabei bestünden regional erhebliche Unterschiede, vor allem zwischen Ost- und Westdeutschland, sagte Rips. So seien die Heiz- und Warmwasserkosten im Westen 13 Prozent höher als im Osten. Die nach der Wende öffentlich geförderten Maßnahmen zur Sanierung des Wohnungsbestands machten sich nun für ostdeutsche Mieter positiv bemerkbar.

Auch bei den weitergereichten Grundsteuerkosten komme der Osten weit besser weg. In den westdeutschen Städten falle die Grundsteuer im Vergleich zu ostdeutschen Kommunen fast doppelt so hoch aus. Mieter in Westdeutschland müssten daher deutlich tiefer in die Tasche greifen. Ihre Betriebskosten fielen im Durchschnitt mit monatlich 2,84 Euro pro Quadratmeter ein Viertel höher aus als für ostdeutsche Mieter mit 2,25 Euro.

Hauptursache für die höheren Betriebskosten in Ost wie West seien die gestiegenen Heizkosten durch immense Preissteigerungen bei Öl und Gas, sagte der DMB-Direktor. Diese Entwicklung habe sich auch 2006 fortgesetzt. Allerdings führten die Energiepreissteigerungen von bis zu 18 Prozent nicht zu gleichhohen Betriebskostensteigerungen.

Die hohen Temperaturen im Spätherbst sowie Verbrauchseinsparungen durch die Mieter selbst dämpften die Betriebskostenrechnungen. Gebührensteigerungen von bis zu 20 Prozent für Wasser und Abwasser sowie für Müll- und Straßenreinigung machten freilich einen Teil ihrer Sparanstrengungen wieder zunichte.

Lutz Freitag, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, zog die Zahlen des Mieterbundes in Zweifel. Erhebungen zur Entwicklung der gesamten Wohnnebenkosten für Mieter von GdW-Wohnungen hätten ergeben, dass der Anstieg im Jahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich nur 2,2 Prozent betragen habe. Dies bedeute eine Steigerung von 1,80 Euro auf 1,84 Euro pro Quadratmeter.

Der vom DMB errechnete Betriebskostenanstieg treffe jedenfalls nicht auf die GdW-Bestände zu, erklärte Freitag. Selbst der von seinem Verband unter 530 000 Wohnungen ermittelte höchste regionale Durchschnittswert zu den Betriebskosten für 2005 habe mit zwei Euro pro Quadratmeter deutlich unter den DMB-Zahlen gelegen. Und auch für 2006 müssten Mieter und Genossenschaftsmitglieder von GdW-Unternehmen keine "Betriebskostenexplosion oder extreme Nachzahlungen" erwarten.

Auch der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft signalisierte vorsichtige Entwarnung für die Mieter. Angesichts gefallener Ölpreise dürfte sich auch die Lage beim Gaspreis entspannen, sagte ein Sprecher der SZ. Die deutschen Gasimporteure gäben ihre gesunkenen Bezugskosten an die Stadtwerke weiter, die wiederum dann weniger von ihren Endkunden nähmen. Wann genau die Preise sinken würden, hänge allerdings von den Verträgen ab, die die Großhändler mit den Stadtwerken geschlossen hätten.

Verbraucherschützer indes kritisierten erneut den kaum vorhandenen Wettbewerb am Gasmarkt. Ursprünglich sollte zum 1. Oktober der Wettbewerb um die Gaskunden beginnen. Diese Verheißung habe sich nicht erfüllt, sagte Holger Krawinkel, Energieexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. "Die Kunden zahlen für ein weiteres Jahr verspäteten Wettbewerb." Das betreffe rund die Hälfte aller deutschen Haushalte, die mit Gas heizten.

© SZ vom 15.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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