Benzinpreise:Im Urlaub billiger tanken

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Luxemburg, Österreich, Polen: In vielen Nachbarstaaten Deutschlands ist Kraftstoff teilweise massiv billiger als hierzulande. Zumindest abseits der Autobahnen.

Daniela Winderl

Knapp 1,40 Euro hat in der vergangenen Woche durchschnittlich ein Liter Super in Deutschland gekostet, für Diesel mussten die Autofahrer rund 1,20 Euro bezahlen. Die Automobilverbände begrüßen, dass die Preise zur Ferienzeit ausnahmsweise fallen anstatt in die Höhe zu schnellen. Wirklich günstig ist der deutsche Sprit allerdings trotzdem nicht: Europaweit kostet Super derzeit im Schnitt nur 1,28 Euro, Diesel 1,16Euro. Für Urlauber, die mit dem Auto verreisen, lohnt sich deshalb ein Preisvergleich schon vor der Fahrt.

Was der Sprit europaweit kostet. (Foto: online.sdeauto)

Wer vorab plant, ob er die Tankstelle vor oder nach der Grenze anfährt, kann durchaus einiges sparen. Deutschland rangiert im europäischen Spritpreisvergleich des Automobilclubs von Deutschland (AvD) an achter Stelle. Am teuersten ist Tanken momentan in Norwegen, Griechenland und den Niederlanden: Dort werden für Super bis zu 1,50 Euro fällig. Am billigsten dagegen ist Bulgarien mit 1,03 Euro, gefolgt von Rumänien und Zypern mit je knapp 1,10 Euro.

Tanken in Österreich

Wer mit dem Auto via Österreich nach Italien verreist, sollte den Tank in Österreich füllen. Das Land gehört traditionell zu den günstigeren Benzinanbietern, meist ist der Liter Sprit dort um die 20 Cent billiger als in Deutschland. Zwar verlangen auch italienische Tankstellen weniger - mit gerade einmal zwei Cent Ersparnis pro Liter lohnt es sich dort aber deutlich weniger als in Österreich. Ganz anders beim Urlaub in den Niederlanden: Dort fährt günstiger, wer vorher noch in Deutschland tankt.

Abgesehen vom Land selbst lässt sich durch die Auswahl der richtigen Tankstelle sparen, erklärt Sabine Götz vom AvD. "Tankstellen neben Hauptverkehrsstraßen und an Autobahnen sollte man wegen der höheren Preise meiden", empfiehlt sie.

Sie rät beispielsweise dazu, lieber ein paar Kilometer abseits der Autobahn im nächsten Ort zu tanken. Mit einem Mausklick lässt sich relativ bequem herausfinden, wer die günstigsten Preise anbietet: Nahezu alle europäischen Automobilclubs veröffentlichen auf ihren Internetseiten tagesaktuell die Benzinpreise verschiedener Tankstellen in einer Region.

Die Benzinpreise in anderen europäischen Ländern sind in den vergangenen Jahren ähnlichen Schwankungen unterlegen wie die in Deutschland. Trotz kurzfristiger Ausreißer nach unten oder oben - in Deutschland war das etwa der Rekordpreis für Superbenzin von bis zu 1,60 Euro im Sommer 2008 - ist der Preisunterschied gegenüber deutschen Tankstellen einigermaßen stabil geblieben.

Das liegt vor allem an der Besteuerung, die sich stark auf den Benzinpreis auswirkt. Von den fast 1,40 Euro, die ein Liter Super hierzulande kostet, entfallen zum Beispiel allein 88 Cent für Mineral-, Öko- und Mehrwertsteuer, rechnet Götz vor. Wo das Benzin günstiger ist, sind die Steuern geringer. Österreich zum Beispiel hat eine niedrigere Mineralölsteuer, die Schweiz eine deutliche geringere Mehrwertsteuer von 7,6 Prozent.

Einfluss von Spekulanten

Zusätzlich kommt es auf andere Aspekte an: Den Preis für Rohöl beispielsweise, der für Deutschland und Mitteleuropa in erster Linie an der Börse von Rotterdam gehandelt wird. Auch Spekulanten können damit Einfluss nehmen, Euro- und Dollarkurs spielen ebenfalls eine Rolle. Etwas Spielraum bei der Preisgestaltung besitzen außerdem die Mineralölfirmen selbst. Wegen kollektiver Preiserhöhungen zu den Hauptreisezeiten müssen sie sich deshalb regelmäßig den Vorwurf des Preiskartells gefallen lassen.

Trotz Preisersparnis kann das Tanken im Ausland Tücken bereithalten, und auch daran sollten Reisende denken. Nicht selten haben Urlauber an Zapfsäulen mit fremdsprachigem Aufdruck das Problem, den richtigen Kraftstoff zu identifizieren. Einen Anhaltspunkt geben die Oktanzahlen, 95 etwa steht für Superbenzin. Aber auch hier gilt: Vorher informieren, am besten im Internet. Dort kann man sich auch mit der jeweiligen Tanktechnik vertraut machen.

Obwohl die Preiskurve für Benzin in Deutschland nun nach unten weist, warnt der AvD vor Euphorie: Allzu viel werde sich in Richtung Senkung nicht mehr tun, heißt es dort. Eher sei mittelfristig mit einer Verteuerung zur rechnen.

© SZ vom 19.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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