BayernLB:Die halbierte Bank

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Eine Landesbank wird gestutzt: Die BayernLB muss fast alle Tochterbanken verkaufen. Mit den Erlösen soll die Staatshilfe teilweise zurückgezahlt werden.

Thomas Fromm und Klaus Ott

Bayerns Finanzminister fahren seit langem immer wieder ins Ausland, um dort große Geschäfte für die Landesbank abzuschließen. Georg Fahrenschon (CSU), der das Ressort vor einem halben Jahr übernahm, wird in den nächsten Jahren aus demselben Grund auf Reisen gehen. Eines aber wird anders sein. Fahrenschons Vorgänger kauften ein, der heutige Minister muss verkaufen. Der Sanierungsplan für die Bayerische Landesbank (BayernLB) sieht vor, das staatliche Kreditinstitut beinahe zu halbieren. Das ist einem der Süddeutschen Zeitung vorliegenden Gutachten zu entnehmen, das im Auftrag des Verwaltungsrates der BayernLB entstand und in dem der Sanierungsplan genau beschrieben und analysiert wird.

Die BayernLB wird auf die Hälfte reduziert - etliche Tochterbanken werden verkauft. (Foto: Foto: ddp)

Der Geschäftsumfang (Bilanzsumme) soll demnach von 485 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 271 Millionen Euro im Jahr 2013 verringert werden. Geschehen soll das vor allem durch die Veräußerung fast aller Tochterbanken. Auf der Verkaufliste stehen die SaarLB in Saarbrücken, die LBLux in Luxemburg und die GWB Immobilien AG in München; sie sollen kurzfristig abgestoßen werden.

Vertrauliches Gutachten

Über die SaarLB verhandeln die Bayern bereits mit dem Saarland. Die BayernLB-Tochter könnte als achte eigenständige Landesbank zurück nach Saarbrücken kommen. Bis 2013 oder 2014 ist dann laut Sanierungsplan dann auch die Abgabe der MKB in Ungarn und der Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA) vorgesehen.

Auf Basis der als "vertraulich" gekennzeichneten Expertise will Minister Fahrenschon die angeschlagene Staatsbank gesundschrumpfen. Die "Empfehlungen der Berater werden zur Basis der weiteren Arbeit gemacht", sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums. Die Verkaufserlöse sollen laut Gutachten dazu verwendet werden, jene zehn Milliarden Euro zumindest teilweise zurückzuzahlen, mit denen das Land Bayern seine Landesbank gerettet hat.

Finanzminister Fahrenschon darf sich dabei aber keinen Illusionen hingeben. Die Gutachter der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman schreiben, die auf Dauer angestrebte "Lebensfähigkeit" der BayernLB sei "nicht gleichzusetzen mit der vollständigen Rückführung der Beihilfe". Wie viel der Freistaat durch den Verkauf der Tochterbanken der BayernLB einnehme, hänge vor allem davon ab, wie lange die Rezession dauere und wie sich die Finanzmärkte entwickelten. Vor allem die HGAA und die MKB bekommen den Abschwung in Osteuropa kräftig zu spüren.

"Ideale Ergänzung"

Die Gutachter rechnen mit einer wirtschaftlichen Erholung erst in den Jahren 2011 und 2012. Und voraussichtlich erst 2013 oder 2014 ließen sich bei der Veräußerung von Kreditinstituten wieder annehmbare Preise erzielen. Die Gutachter warnen ausdrücklich davor, die Tochterbanken zu früh abzustoßen. Das könne dazu führen, dass die Verkaufserlöse niedriger ausfielen als die Werte, mit denen diese Beteiligungen derzeit in den Büchern der BayernLB stehen. Solche "Buchwertverluste" könnten sogar den Sanierungsprozess gefährden.

Gelten dürfte das vor allem die HGAA, die von Österreich aus auch in Italien und auf dem halben Balkan operiert und dort eine Million Kunden hat. Knapp 1,7 Milliarden Euro hatten die BayernLB und der Freistaat 2007 für die mehrheitliche Übernahme der HGAA gezahlt, inzwischen mussten noch einmal 700 Millionen Euro nachgeschossen werden. Der frühere Finanzminister Kurt Faltlhauser hatte den Erwerb der HGAA seinerzeit als "ideale Ergänzung" der BayernLB bejubelt: Ex-BayernLB-Chef Werner Schmidt sprach von einer "win-win-Situation". Inzwischen erweist sich die Balkan-Bank eher als eine Last.

© SZ vom 08.05.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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