Bayerische Landesbank:Tag der Wahrheit

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Die BayernLB verkündet die Zahlen, auf die alle seit Monaten warten. Der noch kürzlich angekündigte Milliardengewinn ist jedenfalls nicht mehr zu halten.

Thomas Fromm und Klaus Ott

In diesen Wochen ist es nicht unbedingt ein Vergnügen, für die Bayerische Landesbank (BayernLB) zu arbeiten. Die Zahlen sind schlecht, die Stimmung im Unternehmen ist bescheiden, und die Perspektiven sind unklar.

Zumindest, was die finanziellen Belastungen betrifft, wird es nach monatelangen Spekulationen nun endlich Klarheit geben. Kurz bevor am Mittwochabend um 19.30 Uhr der Verwaltungsrat der BayernLB zusammentrat, legten die Prüfer von Pricewaterhouse Coopers (PwC) ihr Testat vor.

Und noch bevor die endgültigen Zahlen auf dem Tisch lagen, war aus Bankkreisen von einem schweren Gewinneinbruch wegen der Finanzkrise zu hören.

Dabei hatte das Institut noch Mitte Februar mitgeteilt, es erwarte für 2007 einen operativen Gewinn von einer Milliarde Euro. "Seitdem ist an den Märkten die Post abgegangen", daraus machen auch Bayern-Banker kein Hehl.

Der Gewinn des Instituts werde daher deutlich niedriger ausfallen als ursprünglich erwartet - ein Milliardenverlust, wie ihn die Düsseldorfer WestLB erst am Mittwoch verkündet hatte, sei aber ausgeschlossen, heißt es aus mit dem Vorgang vertrauten Kreisen.

Die Belastungen aus der Kreditkrise werden sich aber noch einmal dramatisch erhöhen: Im Februar hatte die BayernLB Belastungen von 1,9 Milliarden Euro bekanntgegeben. Dann aber kam das erste Jahresquartal, in dem sich die Werte einzelner Investments weiter massiv verschlechterten. Inzwischen, heißt es aus Kreisen der Bank, sei mit Belastungen von vier Milliarden Euro und mehr zu rechnen.

Für den neuen BayernLB-Chef Michael Kemmer wird ausgerechnet die Jahrespressekonferenz am Donnerstag der erste große öffentliche Auftritt sein. Er wird ihn nutzen wollen, um sich ein Image als offener Kommunikator aufzubauen.

"Kemmer wird das komplette BayernLB-Portfolio mit strukturierten Investments und durch Forderungen unterlegten Wertpapieren zerlegen und präsentieren", heißt es aus dem Umfeld des Bank-Chefs. Wer jedoch darauf hoffe, dass Kemmer mit besänftigenden Aussagen zu einem nahen Ende der Finanzkrise die Märkte beruhigen werde, warte vergeblich. Kemmer werde "sich hüten, eine Prognose abzugeben"; die Bank habe die Krise "noch nicht abgehakt".

Interner Machtkampf

Schlechte Zahlen also und eine ebenso schlechte Stimmung. Kemmer hat alle Hände voll zu tun, um die Belegschaft bei Laune zuhalten.

In dieser tristen Lage hatte nach Angaben aus dem Verwaltungsrat nun auch noch ein Zerwürfnis an der Bankspitze gedroht. Demnach habe der Risikovorstand Gerhard Gribkowsky sich für den besseren Konzernchef gehalten und daraus angeblich auch keinen Hehl gemacht.

Um einen internen Machtkampf zu verhindern, der das Finanzinstitut lähme, müsse man sich von Gribkowsky trennen. Das sollte am Mittwochabend bei der Sitzung des Verwaltungsrates beschlossen werden. Eine etwas andere Version besagt, der Risikovorstand habe sich mit Siegfried Naser überworfen, dem Präsidenten des Bayerischen Sparkassenverbands und Vorsitzenden des Verwaltungsrats.

Der einflussreiche Naser, der gerne im Hintergrund die Strippen zieht, will die BayernLB auf mittlere Sicht mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zu einer SüdLB fusionieren und zu einer internationalen Großbank ausbauen. Gribkowsky habe dies für den falschen Weg gehalten.

Gribkowsky ist bereits der dritte Vorstand innerhalb eines Jahres, der vorzeitig gehen muss. Vor wenigen Wochen erwischte es Bankchef Werner Schmidt, dem der öffentliche Wirbel um die Milliardenrisiken angelastet wurde. Und Mitte 2007 war Dieter Burgmer gefeuert worden, nachdem die Landesbank bei Aktiengeschäften 45 Millionen Euro verloren hatte.

BayernLB neu erfinden

Zur Beruhigung tragen die vielen Wechsel bestimmt nicht bei. Aus der Belegschaft heißt es, vor allem die jüngeren Mitarbeiter seien ziemlich besorgt, wie es weitergehen soll. Mit welchem Modell die Bank in Zukunft Erfolg haben könnte, sei nicht so recht erkennbar.

Man habe zu wenig eigene Kunden, weil die Sparkassen, denen die BayernLB zur Hälfte gehört, sich dieses Geschäft nicht wegnehmen lassen wollten. Und in den Fällen, in denen man bei größeren oder komplizierteren Kreditengagements der Sparkassen als Dienstleister zur Seite stehe, verdiene man kaum etwas.

Richtig gut gehe es nur den Tochtergesellschaften, etwa der Deutschen Kreditbank mit ihren Online-Kunden. Die BayernLB selbst laufe Gefahr, auf Dauer auszubluten. Kemmer ist in einer schwierigen Lage, denn er muss die BayernLB neu erfinden.

Schon seit Juli 2007 hat die Bank nicht mehr in komplizierte Wertpapieranlagen investiert. Stattdessen soll das Mittelstandsgeschäft ausgebaut werden. Pläne dafür liegen längst auf dem Tisch - unter anderem interessiert sich die kriselnde BayernLB für die schwer angeschlagene Mittelstandsbank IKB. Schon jetzt aber monieren Kritiker, dass ein Verbund der beiden keinen Sinn ergäbe.

Ebenfalls umstritten ist der Plan, Milliardenrisiken aus der Subprime-Krise in eine eigene Gesellschaft auszulagern. Die BayernLB-Eigner - also die bayerischen Sparkassen und der Freistaat Bayern - könnten in diesem Fall dann die erforderlichen Finanzbürgschaften bereit stellen - ein Modell, auf das man sich bei der ebenfalls kriselnden WestLB schon geeinigt hat.

© SZ vom 03.04.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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