Bei der Wahl zum Unwort des Jahres sind die "Banker-Boni" mehr als ein Geheimfavorit. Bei US-Bürgern lösen die Zahlungen scharfe Proteste aus, ihr Präsident Barack Obama nennt sie "obszön" und und Großbritannien besteuert die Zusatzzahlungen sogar. Nun haben zwei Expertinnen der amerikanischen Finanzwirtschaft die Bonuszahlungen für die weltweite Finanzkrise mitverantwortlich gemacht.
Ihr Urteil: Indem hohe Boni die Risikobereitschaft von Bankern anheizen, sind sie an der weltweiten Finanzkrise mitschuld. Das Bonussystem vieler Finanzhäuser sei nicht an ein eigenes Risikomanagement gekoppelt, sagte die Chefin des staatlichen Einlagenfonds der US-Banken (FDIC), Sheila Bair, vor einer Sonderkommission des Kongresses zur Untersuchung der Ursachen der Finanzkrise.
Start in die Boni-Saison
Anstatt das Risiko richtig einzuschätzen, werde lieber auf kurzfristigen Profit gesetzt. Während Derivat-Geschäfte langfristig angelegt seien, sei die Vergütung mittels Bonuszahlungen auf kurzfristigen Ertrag ausgerichtet. "Diese kurzfristigen Leistungsanreize erhöhen die Risikobereitschaft", sagte Bair.
Ähnlich äußerte sich die Chefin der US-Börsenaufsicht (SEC), Mary Schapiro. Eine Lektion der Finanzkrise sei, dass es eine "direkte Verbindung" zwischen Bonusvereinbarung und unternehmerischer Risikobereitschaft gebe, sagte Schapiro.
In den USA wird am Freitag JP Morgan als erste Großbank ihre Jahreszahlen präsentieren. Beobachter rechnen damit, dass viele Finanzinstitute dann auch hohe Bonuszahlungen für ihre Manager verkünden werden, während die restliche US-Wirtschaft noch stark von der Krise geprägt und die Arbeitslosigkeit so hoch wie lange nicht mehr ist.
Eine Bank hat jedoch schon auf die Boni-Kritik reagiert. Die Citigroup werde die Barzahlungen für das abgelaufene Jahr auf 100.000 Dollar pro Mitarbeiter begrenzen, schreibt die Financial Times. Hinzu kommen allerdings noch Aktien, die die Beschäftigten erst in einigen Jahren zu Geld machen dürfen.