Ärger für Anleger:Den Absturz voll mitgemacht

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Im Börsen-Crash schichtet Union Investment Hunderttausende Riester-Verträge auf Rentenpapiere um - das ärgert Sparer.

Alexander Hagelüken

Die Überraschung ist groß. Einige Anleger sind über ihre staatlich geförderte Riester-Rente bei Union Investment erstaunt - und manche ärgern sich. Vor Jahren haben sie bewusst entschieden, mit der UniProfirente fürs Alter vorzusorgen und nicht mit irgendeiner anderen Variante.

"Die Frage ist doch, ob das Computerprogramm der Union wirklich richtig eingestellt ist" (Foto: Foto: dpa)

Denn dieses Produkt legt die Einzahlungen der Sparer stark in Aktienfonds an. Das verspricht in normalen Zeiten eine höhere Rendite als Riester-Verträge, die auf Zinsanlagen setzen - und damit winkt im Alter deutlich mehr Geld für den Sparer.

Der Preis für eine höhere Rendite ist das Risiko, dass die Aktien wie im vergangenen Jahren schlecht laufen und keinesfalls die gewünschte Rendite erzielen. Das Geld ist aber nicht gleich verloren. Der normale Aktienanleger hat die Möglichkeit, die Kursverluste einfach auszusitzen und auf bessere Zeiten zu hoffen. Anders ist es bei 360.000 Riester-Sparern mit einer UniProfirente.

Sie erhielten vor kurzem die Nachricht, dass die Gesellschaft ihre Aktienfonds Ende des Jahres zu den aktuell sehr niedrigen Kursen komplett verkauft und in Rentenfonds aus dem eigenen Haus umgetauscht hat. Das bedeutet: Mit den bisher eingezahlten Beiträgen haben die Riester-Sparer den Crash voll mitgemacht. Der Deutsche Aktienindex stürzte ja vergangenes Jahr um 42 Prozent ab.

Zu schnell raus

Die Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken hat einen Grund für ihre Umschichtungen und ist durch die Verträge mit den Anlegern gedeckt. Wenn die Sparer in Rente gehen und ihr Geld bekommen, muss jeder Riester-Anbieter ihm gesetzlich vorgeschrieben mindestens die Beiträge auszahlen, die er während der Laufzeit eingezahlt hat.

Weil Aktien ja auch unter ihren Kaufkurs fallen können, muss sich die Fondsfirma für diesen Fall absichern - Union tat dies, in dem sie auf Empfehlung eines Computerprogramms statt der Aktienfonds den sicheren Rentenfonds EuroRenta ins Depot legte.

Einige Anleger stutzen aber, denn sie sind erst 35 oder 45 Jahre alt. Sie glauben, dass ihr Aktienfonds die Verluste bis zum Ende des Vertrags mit etwa 60 Jahren aufholen kann. Bis dahin sind es ja immerhin 25 oder 15 Jahre. Die Zeitschrift Finanztest hat in ihrer neuesten Ausgabe nachgerechnet und wirft der Union vor, zu konservativ zu sein. Genauer gesagt: Sie nehme manchmal zu schlechte Renditen für ihre Rentenfonds an.

Die Folge: Damit der Rentenfonds die Verluste der Aktienfonds bis zum Ende des Vertrags nach der sehr pessimistischen Schätzung aufholen kann, schmeißt die Union die Aktienfonds schon sehr früh aus dem Depot - und damit zu einem Zeitpunkt, der für den Anleger wegen des Crashs ungünstig ist. In einem Fall habe die Union für den Rentenfonds gerade noch 1,8 Prozent Rendite bis Ende der Laufzeit angenommen - obwohl sichereBundeswertpapiere Ende 2008 im Schnitt mehr als das Doppelte brachten. Diagnose: Foul am Anleger.

Ein Sprecher der Union erklärt dazu, vergangenes Jahr sei eben "ein Extremjahr am Aktienmarkt" gewesen. Die Union schichte nicht erst zu den allerniedrigsten Aktienkursen um, an denen die Garantie der Einzahlungen durch die Umstellung auf Rentenfondsgerade noch erreicht würde. Warum? Damit die Anleger mehr als die garantierten Beiträge bekommen.

"Viele Kunden werden aussteigen"

Außerdem sollen die neuen Einzahlungen der Riester-Sparer bald wieder in Aktienfonds fließen. Jüngere Anleger würden auf diese Weise bis zum Ende der Laufzeit wieder eine hohe Aktienquote aufbauen - und damit die Chance auf eine hohe Rendite. Er weist auch den Vorschlag zurück, Aktienfonds nicht komplett in Renten umzuschichten, sondern nur nach und nach: "Wir denken, dass unser Modell besser ist."

Solche Auskünfte lassen manchen unzufrieden zurück. "Die Frage ist doch, ob das Computerprogramm der Union wirklich richtig eingestellt ist", sagt Finanztext-Experte Anno Fricke. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg pflichtet bei: "Die Fondsfirma sollte selbstkritisch nachschauen, ob sie richtig gerechnet hat".

Bei der Union glaubt man, dass sich nur eine Minderheit der Anleger über die Umschichtung aufregt, da wegen des Crashs viele Deutsche auf Sicherheit setzen. Die Zahl der gekündigten Verträge - ein einstelliger Prozentbetrag - habe sich nicht erhöht. Nauhauser hält das für zu optimistisch: "Viele Kunden werden aussteigen". Die Alternative ist etwa die Toprente der Deutsche-Bank-Tochter DWS, die von vorneherein einen Teil in Rentenfonds investiert und deshalb nach eigenen Angaben im Crash auch nicht umschichtete.

Wer unzufrieden ist, sollte sich genau überlegen, was er macht. Wer seinen Vertrag kündigt, um einen anderen abzuschließen, verliert auch die Garantie der eingezahlten Beiträge bei der UniProfirente. Finanztest rät daher, lieber keine Beiträge mehr in diesen Vertrag einzuzahlen, wozu ein formloses Schreiben genügt - damit bleibt die Garantie erhalten und der Wechsel ist trotzdem möglich.

© SZ vom 05.03.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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