Agrar:Bauerntag stellt Weichen für Zukunft - Klatsche aus Berlin

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Karsten Trunk aus Loitz wird auf dem Wahlbauerntag des Bauernverbandes zum neuen Präsidenten des Verbandes gewählt. (Foto: Bernd Wüstneck/dpa)

Der Bauernverband in Mecklenburg-Vorpommern hat für vier Jahre ein neues Führungsteam aufgestellt. Aus Berlin kamen am Bauerntag in Linstow keine guten Nachrichten für die Landwirte.

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Linstow (dpa/mv) - Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern hat den Landwirt und Agraringenieur Karsten Trunk zu seinem neuen Präsidenten bestimmt. Der 57-Jährige aus Loitz erhielt am Freitag beim Bauerntag in Linstow (Kreis Rostock) 123 von 125 abgegebenen Delegiertenstimmen (98,4 Prozent). Er war der einzige Kandidat für das Amt. Trunk ist langjähriger Geschäftsführer des Görminer Landwirtschaftsbetriebes „Peenetal“, einem Ackerbaubetrieb mit 1300 Hektar vor den Toren Greifswalds.

Trunk folgt auf Detlef Kurreck, der nach acht Jahren nicht mehr zur Wahl antrat. An Arbeit und Aufgaben fehle es nicht, sagte Trunk. Damit bezog er sich auch auf eine Entscheidung in Berlin, der den Bauerntag am Freitag für die Landwirte überschattete.

Grünes Licht für Abbau von Agrardiesel-Subventionen

In Berlin gab der Bundesrat grünes Licht für den Abbau von Subventionen beim Agrardiesel. Die Länder stimmten mehrheitlich dagegen, das entsprechende Gesetz in den Vermittlungsausschuss zu verweisen. „Das ist natürlich eine Enttäuschung. Man hat gegen die landwirtschaftlichen Unternehmen entschieden“, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, der nach Linstow gekommen war. Das sei ein signifikanter Wettbewerbsnachteil innerhalb der EU. Der Bauernverband werde das Thema insbesondere zur Bundestagswahl 2025 als Kernthema platzieren.

Auch Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) zeigte sich enttäuscht vom Stimmverhalten und Lippenbekenntnissen vieler Länder im Bundesrat. Nur drei Länder hätten für die Überweisung in den Vermittlungsausschuss gestimmt: Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern. „Ich begreife das manchmal nicht mehr“, sagte Backhaus. Er wies darauf hin, dass die Bauern derzeit 90 Prozent Unterstützung für ihre Anliegen in der Bevölkerung erhielten.

MV-Landesvorstand startet in „turbulenten Zeiten“

In den neuen MV-Landesvorstand gewählt wurden in Linstow zudem: die Nebenerwerbslandwirtin Sabine Firnhaber aus Jamel bei Banzkow, der Öko-Landwirt Manfred Leberecht sowie der Geschäftsführer der Agrargesellschaft Zinzow, Marco Gemballa. Backhaus gratulierte dem neuen Vorstand. „Sie übernehmen den Bauernverband in turbulenten Zeiten, das ist nicht nur ein Sprung ins kalte Wasser, sondern erfordert auch viel Fingerspitzengefühl und einen guten politischen Instinkt.“ Der AfD-Politiker und Bürgermeisterkandidat für die Stadt Laage, Robert Haß, sowie die Juristin und Geschäftsführerin der Landbetriebsgesellschaft Rehberg, Christa-Maria Wendig, wurden nicht in den Verbandsvorstand gewählt.

Sturz der Ampelregierung „war nie Ziel“

Kurreck, der von den Delegierten des Bauerntages mit langem Applaus verabschiedet wurde, betonte, die Landwirte müssten den Stolz auf ihren Beruf hochhalten. Man müsse Respekt für andere Positionen haben und auch Kompromisse suchen. Mit Blick auf die Protestaktionen im Winter betonte Kurreck, dass diese zu einer „riesigen Solidaritätswelle“ in der Öffentlichkeit geführt habe. Sehr schnell hätten in den sozialen Netzwerken aber auch Forderungen nach einem Sturz der Ampelregierung die Runde gemacht. „Das war nie unser Ziel“, sagte der 65-jährige Agraringenieur und Bastorfer Gemeindebürgermeister. „Wir sind Demokraten, und wir stehen auf dem festen Fundament dieser demokratischen Ordnung. Wir wollen legitimierte Volksvertreter haben.“

Der Bauernverband MV zählt 15 Kreis- und Regionalverbände und rund 1800 Mitgliedsbetriebe, die zwischen einem und 3000 Hektar Fläche bewirtschaften. Er wurde am 22. März 1991 als erster ostdeutscher, einheitlicher Landesbauernverband gegründet. In MV werden mit rund 1,34 Millionen Hektar über die Hälfte der Landesfläche von rund 4700 Betrieben mit über 25.000 Beschäftigten bewirtschaftet. Der ökologische Landbau erfolgt dabei auf 9,2 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

© dpa-infocom, dpa:240321-99-420235/6

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