Strafvollzug:Mehr Patienten im Maßregelvollzug in Hessen

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Der Maßregelvollzug in Hessen arbeitet nah an der Kapazitätsgrenze. Dass es trotzdem keine Ausbrüche im vergangenen Jahr gab und weniger Menschen unerlaubt entwichen, sehen die zuständigen Vitos Kliniken als Erfolg.

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Kassel (dpa/lhe) - Die Zahl der Patientinnen und Patienten im hessischen Maßregelvollzug ist im vergangenen Jahr gewachsen. Durchschnittlich waren 889 Menschen in den Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie untergebracht, wie die Vitos gGmbH am Dienstag mitteilte. Das waren 36 mehr als im Vorjahr. Die Patientenzahl lag damit nah an der Kapazitätsgrenze von 906 Behandlungsplätzen.

Forensische Kliniken behandeln im Maßregelvollzug psychisch kranke oder suchtkranke Menschen, die im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung eine Straftat begangen haben - und bei denen zu erwarten ist, dass sie auch in der Zukunft straffällig werden könnten.

Die hohe Belegung erschwere es, allen Patientinnen und Patienten gerecht zu werden, und sie sei für das Personal eine hohe Belastung, erklärte Reinhard Belling, Vorsitzender der Vitos Konzerngeschäftsführung. „Und trotzdem gelingt es ihnen, die Patienten erfolgreich zu behandeln.“

Insgesamt 24 Personen entwichen 2022 aus dem Maßregelvollzug und damit drei weniger als im Jahr zuvor. Als ein Entweichen gilt, wenn Patientinnen und Patienten aus Belastungserprobungen oder von Ausgängen unerlaubt nicht zurückkehren. Ausbrüche gab es im vergangenen Jahr nicht, im Vorjahr waren es noch sechs Fälle gewesen. Vitos spricht von Ausbruch, wenn Menschen bauliche, technische oder personelle Hindernisse überwinden, um aus dem Maßregelvollzug zu entkommen.

7 Patienten kehrten den Angaben zufolge nach ihrem Entweichen freiwillig zurück, 16 wurden von der Polizei zurückgebracht, ein Patient von einem Vitos-Mitarbeiter. In keinem der 24 registrierten Fälle seien Delikte der entsprechenden Personen während ihres Entweichens bekanntgeworden, hieß es. Bei den Betroffenen handelte es sich nach Angaben einer Sprecherin um Menschen, die bereits Lockerungsstufen erreicht hätten, also begleitete oder unbegleitete Ausgänge unternehmen durften oder zur Belastungserprobung beurlaubt wurden. Es könne daher davon ausgegangen werden, dass die Personen - nach bestem Wissen und Gewissen - keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellten.

In Hessen sind die Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie in Eltville, Haina, Riedstadt, Bad Emstal, Hadamar und Marburg mit dem Maßregelvollzug beauftragt. Zu Vitos gehören in Hessen 18 gemeinnützige Unternehmen. Alleingesellschafter ist der Landeswohlfahrtsverband Hessen.

© dpa-infocom, dpa:230328-99-123575/2

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