Web-Roman:Das Gesicht von Natalie Pollock

Der Plot, der sich offen an die aktuelle Vampir-Manie der Twilight-Reihe ranhängt, entfaltet sich häppchenweise. Natalie erhält rätselhafte Nachrichten ihres Stalkers, die auch auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht werden. Wer den Alltag des Mädchens im Netzwerk verfolgt, kann die Hinweise selbst kommentieren und wird so zum Teil der Geschichte.

Ein wenig wirkt das Ganze wie die Wiedergeburt des klassischen Briefromans mit digitalen Mitteln. Nur, dass der Brief hier die Form eines Pinnwandeintrags annimmt und die Autorinnen ihre Leser dort finden, wo sie immer häufiger ihre Zeit verbringen: im elektronischen Netzwerk. "Schreibt man über irgendeinen Teenager im Jahr 2010", sagt Mechling, "wäre es falsch, Facebook und Twitter nicht zu nutzen." Schließlich verbrächten viele Teenager jede freie Minute im Netz. Dazu komme ihr Hang, sich mitzuteilen und Dinge öffentlich gut oder doof zu finden.

Sie und ihre Co-Autorin, sagt Mechling, hätten sich dem Mediennutzungsverhalten junger Menschen angepasst: "Jedes Mal, wenn die Leser eine Internetseite besuchen, und relevante Informationen zur Geschichte finden", sei es so, als hätten sie eine Schatzsuche gewonnen. Kleine, versteckte Zusatzinformationen hielten auch die leicht ablenkbaren Leser im Geschehen.

Etwa 1000 Abonnenten haben Natalie Pollocks Abenteuer am Ende verfolgt. Eine davon war Hannah Grosman: das Mädchen, das der Romanfigur ihr Gesicht lieh. Die Amerikanerin zeigt sich inzwischen nicht nur auf ihrer echten Facebook-Seite mit einem Foto, das ursprünglich für die Rolle Natalies entstanden ist. Auch kommentieren ihre wahren Freunde, das, was sie so von sich preisgibt - auf fiktiven ebenso wie auf der echten Profilseite. Aber welche Geschichte, die auf Facebook erzählt wird, ist nicht irgendwie fiktiv?

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