Verschlüsselungstechnologie:Tor-Betreiber warnen vor möglichen Sicherheitslücken

Eigentlich galt das Tor-Netzwerk als sicher, sogar Edward Snowden empfahl die Verschlüsselungstechnologie. Nachdem jetzt aber einige illegale Angebote von den Behörden geschlossen wurden, sind sich selbst die Betreiber ihrer Sache nicht mehr so sicher.

Von Johannes Boie, München

In der vergangenen Woche sorgten Behörden in Europa und den USA dafür, dass gleich mehrere illegale Umschlagplätze aus dem Netz verschwanden. Abgeschaltet wurde unter anderem Silk Road 2.0, ein bekannter Treffpunkt für Drogenkäufer und -verkäufer. 17 Menschen wurden im Rahmen der Ermittlungen festgenommen. Insgesamt sollen mindestens 27 Seiten abgeschaltet worden sein, alle wurden mit Tor betrieben, einer speziellen Software, mit der Datenverkehr verschlüsselt wird.

Tor genießt einen ausgezeichneten Ruf als Verschlüsselungsmethode und wird auch von Whistleblowern wie Edward Snowden eingesetzt. Dementsprechend groß ist die Verunsicherung in der Netzszene darüber, dass es der Polizei offenbar dennoch möglich ist, in das Netzwerk einzugreifen.

Die Tor-Betreiber selbst denken in einem Artikel unter blog.torproject.org über verschiedene Möglichkeiten nach, wie die Behörden Zugriff auf die geschützten Daten erlangt haben könnten. Neben Fehlern jener Menschen, die sich um die Technik des Tor-Dienstes kümmern, und dabei womöglich falsche Einstellungen wählten, steht auch die Möglichkeit im Raum, dass die Software, die manche der illegalen Betreiber für ihre Onlineshops verwendet haben, leicht zu infiltrieren war.

Außerdem arbeiteten die Behörden mindestens im Fall von Silk Road 2.0 mit einem Informanten, der in die Szene eingeschleust worden war. Die Tor-Betreiber weisen darauf hin, dass sie im Moment kein Geld zur Verfügung haben und wenig Mitstreiter. Beides benötige man dringend.

© SZ vom 11.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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