Renoviertes Internet-Portal:Warum Zimmer für Airbnb nur der Anfang sind

Lesezeit: 3 min

Airbnb-Chef Brian Chesky auf einer Tech-Konferenz. (Foto: Bloomberg)

Mit neuem Logo und neuer Optik bereitet Airbnb die Expansion vor: Der Online-Zimmervermittler könnte schon bald auch zum Portal für Privatköche und Fremdenführer werden. Doch die Wachstumsträume haben einen Haken.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Bitte recht heimelig: Um ihr neues Logo vorzustellen, haben die drei Gründer der Übernachtungsplattform Airbnb ganz tief in die Nostalgie-Kiste gegriffen. Ausgerechnet aus jenem Apartment in San Francisco, in dem der erste Airbnb-Gast im Herbst 2007 übernachtete, hat CEO Brian Chesky am Mittwoch per Webcast die frohe PR-Botschaft in die Welt gebracht: "Airbnb ist so viel mehr als nur das Mieten von Zimmern", erklärte der 32-Jährige. "Es geht um Zugehörigkeit."

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Salbungsvolle Worte des ehemaligen Bodybuilders, die nüchtern betrachtet dies bedeuten: Airbnb verpasst sich eine Design-Runderneuerung, inklusive Webseite und Apps - und ein neues Logo mit Namen "Bélo". Das Markenzeichen sieht jetzt aus wie eine Mischung aus A und Herz. Okay, kurzsichtigere Zeitgenossen sehen Ähnlichkeiten zu Hoden.

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Wie auch immer: Airbnb gibt sich und seinen Vermietern eine Identität. Die "Gastgeber" können das Logo künftig nach ihrem Willen anpassen und sollen es auch öffentlich zeigen - auf ihrem Profil, an ihrer Wohnungstür, wo immer sie wollen.

Doch das Zusammengehörigkeitsgefühl ist nur ein Teil der Strategie. Die Dachmarke lässt viel Raum für die Expansion in eine Welt, in der die Menschen weit mehr teilen, als nur freie Zimmer. "Wir haben nach etwas gesucht, das unsere Idee ganz weit in die Zukunft transportiert", erzählt Justin Santamaria, der seit einigen Monaten das Mobil-Team leitet und zuvor fast zehn Jahre für Apple tätig war.

Einige Testprojekte, die Airbnb in San Francisco gestartet hat, zeigen, wie diese Zukunft aussehen kann. Dort vermittelt die Plattform auch Privatpersonen, die Mahlzeiten kochen ("Eat With Locals"), Stadtführungen veranstalten ("Sightseeing"), Kurse anbieten ("Food and Drink"/ "Explore and Learn") oder gemeinsame Unternehmungen im Freien anbieten ("Outdoors").

Der Traum der "Shared City"

Airbnb-Chef Chesky skizzierte erst vor einigen Monaten in einem Blogeintrag seine Vision der "Shared City": Der urbane Raum, in dem Menschen miteinander teilen, ihre Dienste einander anbieten oder ungenutzte Plätze anderen zur Verfügung stellen. "Wir glauben daran, die Idee einer Stadt als Dorf zurückzubringen", heißt es mit einigem Pathos.

Dass es in diesem Szenario um bezahlte Dienstleistungen geht, ist ebenso klar wie die Tatsache, dass Airbnb der Makler sein möchte. Das neue Design der Plattform passt dazu: Zwar steht im ersten Screen immer noch das Suchfeld, doch weiter unten werden bestimmte Reiseziele vorgeschlagen. Das erinnert an ein Stadtportal für Touristen - nur dass in absehbarer Zukunft nicht nur die Unterkunft, sondern gleich auch bestimmte lokale Dienstleistungen darüber abgewickelt werden können.

Während die geschäftstüchtige Airbnb-Community sich auf weitere Einnahmequellen freuen dürfte, verfolgen Hotelketten den Aufstieg des Konkurrenten mit Argwohn. Zehn Millionen Übernachtungen vermittelte Airbnb im vergangenen Jahr, Tendenz steigend. Großangelegte Marktforschung fehlt, doch eine Studie zum Hotelmarkt in Texas zeigt, dass vor allem Hotels im Niedrigpreissegment unter Airbnb leiden.

In Städten, in denen die Privatzimmer sich bereits etabliert haben, büßten diese 2013 fünf Prozent ihres Umsatzes ein, im Jahr 2016 sollen es bereits zehn Prozent sein. "Airbnb-Verbreitung hat negative Auswirkungen auf Hotel-Umsätze", so das Fazit.

Billighotels leiden

Luxus-Hotels sind noch nicht betroffen. Auch Geschäftskunden haben noch andere Präferenzen: Der Reiseabrechnungsfirma Concur zufolge "nimmt Airbnb im Geschäftsreisen-Sektor schnell Fahrt auf", doch das Volumen war im vergangenen Quartal mit einer Million Dollar noch überschaubar, was auch an den höheren Bedürfnissen dieser Kunden liegt, die etwa Konferenzräume wollen.

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Hinter dem Airbnb-Wachstum steht allerdings ein großes Fragezeichen: Die Regulierung. "Ich denke, dass wir reguliert werden wollen, weil wir damit anerkannt werden", erklärte CEO Brian Chesky vor einigen Wochen. Was man nicht wolle, sei ein Verbot des Dienstes.

In Portland hat das Unternehmen bereits eingewilligt, die Übernachtungssteuer einzutreiben, in San Francisco steht ein ähnlicher Deal bevor. In New York, wo strenge Gesetze gegen Privat-Vermietungen verabschiedet wurden, hat Airbnb Lobbyisten verpflichtet und massive PR-Kampagnen gestartet. Die Klärung rechtlicher Fragen ist ein entscheidender Schritt für das Unternehmen, das derzeit auf dem Papier zehn Milliarden Dollar wert ist und als Kandidat für einen Börsengang gilt.

Doch für ein Unternehmen, das in 190 Ländern Übernachtungen vermittelt, könnten noch einige regulatorische Hürden mit unvorhersehbaren Folgen bevorstehen. Und auch die Testprojekte haben bereits die Behörden auf den Plan gerufen: Jüngst erkärte der Leiter der Lebensmittelsicherheits-Behörde von San Francisco, die Vermittlung privater Restaurants durch Airbnb sei " absolut illegal".

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