Audio:Worauf man bei kabellosen Kopfhörern achten sollte

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Immer mehr Kopfhörer übertragen Daten vom Smartphone oder anderen Geräten drahtlos. (Foto: Bruce Mars/unsplash)

Viele Smartphone-Hersteller lassen inzwischen die Klinkenbuchse weg. Unser Test zeigt: Moderne Kopfhörer nicht zu verlieren, ist nur eine der Herausforderungen.

Von Helmut Martin-Jung

Okay, manchmal wäre es schon die einfachste Lösung, Kopfhörer oder Ohrstöpsel per Kabel am Smartphone anzuschließen. Doch mehr und mehr davon haben zwar die praktische USB-C-Buchse, bei der es egal ist wie herum man den Stecker einsteckt. Dafür fehlt fast genauso oft die Öffnung für den allgemein üblichen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss. Als Apple damit anfing, diese Klinkenbuchse wegzulassen, gab es viel Aufregung - die Kalifornier legten daher einen kleinen Adapter bei.

Mittlerweile hat sich nicht bloß die Aufregung gelegt, es gibt auf dem Markt mehr und mehr Ohrhörer, die ohne Kabel zum Smartphone auskommen, zunehmend auch solche, die gar keine Kabel mehr brauchen, sondern die Sounddaten auch untereinander per Funk weiterreichen. Das ist übrigens weniger simpel, als man vielleicht denkt, denn das menschliche Gehör reagiert ziemlich sensibel darauf, wenn es dabei leichte Verzögerungen gibt.

Auch die Anbindung über den Funkstandard Bluetooth kann fehlerträchtig sein. Was nutzen die besten Ohrhörer, wenn's bei der Verbindung Probleme gibt. Niemand will schließlich lange herumfummeln, sondern sich die Dinger ins Ohr stecken und Musik hören - so einfach, wie es eben mit einem Kabel auch wäre.

Die Sportlichen

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(Foto: OH)

Anders als bei der Konkurrenz müssen die kabellosen Ohrhörer von Beats in der Ladebox bleiben, um sie mit einem Smartphone zu koppeln. Beats gehört zwar Apple, was man am Ladeanschluss im Lightning-Format merkt, koppeln lassen sie sich allerdings auch mit Android-Handys problemlos. Die Powerbeats pro werden als Ohrhörer für Sportbegeisterte beworben. Tatsächlich wirkt ihre Konstruktion robust, ein Regenschauer macht ihnen nichts aus, ins Wasser tauchen darf man sie allerdings nicht. Der Klang ist gut, der Sitz bombenfest, Erschütterungen etwa beim Laufen werden gut abgefedert, die Laufzeit beträgt laut Herstellerangaben: neun Stunden. Brillenträger könnten allerdings Probleme mit den Bügeln haben. Und der Preis für die Stöpsel ist auch ziemlich happig: 250 Euro.

Die Bügellosen

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(Foto: N/A)

Auch die Sonicsport-Ohrhörer von Audio-Technica wenden sich an Sportler, kommen allerdings ohne einen Bügel aus. Sie bringen dafür eine anatomisch geformte, gummierte Halterung mit, mit der sie sich erstaunlich fest im Ohr verankern lassen. Auch wenn man daran einmal versehentlich streift, fallen sie nicht heraus, so fest wie Bügel halten sie nicht. Zudem ragen die Hörer aus dem Ohr heraus. Der Klang der ATH-Sport7TW bleibt hinter den Beats-Stöpseln zurück, ist aber sehr brauchbar. Sie halten auch einen Regenguss aus, untertauchen ist aber tabu. Über berührungsempfindliche Flächen lassen sie sich bedienen, zum Leistungsumfang gehört auch ein Modus, bei dem Geräusche von außen weitergeleitet werden, damit man etwa beim Laufen von hinten herannahende Fahrzeuge hört. Kostenpunkt: 199 Euro.

Die Preisbrecher

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(Foto: OH)

Die Slide genannten Ohrhörer des Kickstarter-Projekts Pamu erinnern äußerlich an Apple Airpods, werden aber anders als diese direkt im Gehörgang befestigt, nicht wie der Apples am Außenohr. Sie halten dort ziemlich fest, allerdings nicht so fest wie solche mit Bügel. Ihr Klang ist gut, vor allem, wenn man auf den Preis guckt: 49 Euro ist schon ein ziemlicher Kampfpreis für die Hörer, die zudem auch noch wassergeschützt sind. Wer will, kann damit auch mit den Sprachassistenten Siri und Co. kommunizieren. Für 20 Euro mehr erhält man eine Ladebox, die auch andere dafür geeignete Geräte wie etwa Smartphones, per Induktion aufladen kann - eine nette Zugabe. Die kleinen Stöpsel erkennen mittels Sensoren, wenn man sie aus dem Ohr nimmt und stoppen die Wiedergabe. Der Tipp für Preisbewusste.

Die Klangschönen

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(Foto: OH)

Die kabellosen Ohrhörer Momentum True Wireless des deutschen Audio-Spezialisten Sennheiser sind mit einem Preis 300 Euro kein Schnäppchen, doch probiert man sie aus, weiß man auch warum. Der Klang ist zumindest für derart kleine Geräte fantastisch, präzise Bässe, seidige Höhen, prägnante Mitten. Eigentlich viel zu schade fürs Fitnessstudio. Dort wären sie aber auch aus einem anderen Grund unpraktisch: Sie dämpfen Vibrationen nicht, die sich etwa beim Laufen ergeben. Sie eignen sich also eher für Menschen, die auch bei Ohrhörern besonderen Wert auf exzellenten Klang legen und sich nicht nur bei ihren Sportaktivitäten mit motivierender Musik beschallen lassen wollen. Auch sie lassen sich auf Durchzug stellen und werden in einer hübschen Box mit USB-C-Ladeanschluss geliefert.

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(Foto: OH)

Die Melomania 1 des britischen Soundspezialisten Cambridge Audio kommen dem Begriff des Ohrstöpsels phänotypisch am nächsten, sehen also von ihrer Form her Ohropax-Gehörschutzstöpseln aus Schaumstoff ähnlich. Sie werden einfach in den Gehörgang gesteckt, weshalb es sich empfiehlt auszuprobieren, welche der mitgelieferten Silikonpassstücke für den besten Halt sorgen. Andernfalls könnten die guten Stücke (Kostenpunkt 130 Euro) bald weg sein, die fallen leicht aus dem Ohr. Auch der Klang hängt sehr davon ab, wie gut die Stöpsel den Gehörgang abdichten, je weniger sie das tun, je mehr Bass geht verloren. Gut gefallen die Knöpfe an bei den Stöpseln, die einen klaren Druckpunkt haben und nicht so leicht zu Fehlbedienung führen. Der Klang ist insgesamt, ordentlich, aber nicht berauschend.

Manche der Ohrhörer haben einen Bügel, der sie fest am Ohr hält. Das empfiehlt sich, wenn man die Soundknöpfe beim Sport nutzt. Denn die meisten derjenigen Exemplare, die einfach ins Ohr gesteckt werden, werden mit der Zeit locker und fallen manchmal auch heraus. Besonders leicht fallen sie auch zu Boden, wenn man beispielsweise einen Fahrradhelm abnimmt und mit dem Riemen übers Ohr streift.

Einmal nicht dran gedacht und schon liegt das teure Teil am Boden. Wenn es gut läuft, ist da kein Gully oder keine Wiese, in der man des längeren herumsuchen muss. Wenn es blöd läuft, können die Gerätchen durch den Aufprall aber auch schon mal Schaden nehmen - bei unseren Versuchen ist das allerdings nicht passiert. Auch Stürze auf harten Boden überstanden sie, ohne Schaden zu nehmen.

Die gänzlich kabellosen Vertreter der Gattung werden in einer Aufbewahrungsbox geliefert, in der sie nicht bloß gut geschützt sind, sondern auch aufgeladen werden. Weil sie so klein sind, ist nicht viel Platz für den Akku, daher müssen sie öfters geladen werden. Ein paar Stunden aber halten sie in der Regel schon durch, bevor ihnen der Saft ausgeht. In der Box können sie mehrmals aufgeladen werden, bevor diese selbst Strom tanken muss.

Und schließlich, auch nicht ganz unwichtig: Wie klingen die Stöpsel eigentlich. Die gute Nachricht ist, keines der getesteten Exemplare war richtig schlecht, die meisten sogar ziemlich gut - zumindest, wenn man ihre geringe Größe in Betracht zieht. Eine andere Frage ist der Tragekomfort. Besonders diejenigen Ohrhörer, die direkt in den Gehörgang platziert werden, klingen nur dann gut, wenn sie dort auch fest sitzen. Da heißt es dann mit den mitgelieferten Silikon-Manschetten zu experimentieren. Welche schließen die Gehörgänge gut ab, drücken aber auch auf Dauer nicht.

Apropos Dauer, hier die Warnung, auch wenn's manchem unnötig vorkommen mag: Zu langes zu lautes Hören schädigt das Gehör, da kann die Musik noch so schön sein.

© SZ vom 21.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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