Internet auf Reisen:Ein Airbag für die Handy-Surfer

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Wer im Urlaub mit dem Handy im Internet unterwegs ist, zahlt bislang hohe Gebühren. Ein neuer Service soll das verhindern.

Andreas Grote

Auf das Surfen und mailen wollen mittlerweile viele Handynutzer auch im Urlaub nicht mehr verzichten. Besonders auf den neuen Smartphones wie dem iPhone von Apple oder den Android-Handys mit großem Display und Fingerbedienung über den Touchscreen macht das mobile Internet richtig Spass.

Andere Nutzer verwenden ihr Notebook, um auch im Ausland Nachrichten zu lesen, Musik herunterzuladen oder bei Ebay zu stöbern. Allerdings kostet der Datenverkehr im Ausland deutlich mehr als innerhalb Deutschlands. Auch wenn jemand innerhalb Deutschlands mit einer Datenflatrate unlimitiert ins Internet geht - im Ausland gilt diese Flatrate nicht.

Eine seit 1.März geltende neue EU-Regel soll solchen Rechnungen nun einen Riegel vorschieben. Wer beispielsweise nun über Ostern in ein EU-Land fährt und dort das mobile Internet nutzen will, sollte vorher bei seinem Mobilfunkanbieter die Kosten dafür deckeln lassen. Die EU-Regelung schreibt als Obergrenze einen Nettobetrag von 50 Euro, also für Deutschland von 59,50 Euro vor.

46.000 Euro Internetkosten

Sind 80 Prozent dieser Obergrenze versurft, erhält der Nutzer eine Mitteilung per SMS, die ihn darauf hinweist. Ist die Obergrenze schließlich erreicht, wird die Internetverbindung sofort unterbrochen und kann in diesem Monat im Ausland auch nicht mehr fortgesetzt werden. Weitere Kosten fallen dann nicht mehr an.

Wer dann gedankenlos drauflos surft, bekommt nach der Rückkehr schnell eine drei- oder vierstellige Rechnung präsentiert. So erging es beispielsweise einem Deutschen, der 2009 auf Reisen in Frankreich ein Fernsehprogramm heruntergeladen hatte und schließlich 46.000 Euro zahlen sollte. Aber auch schon das Aufrufen normaler Internetseiten oder das Herunterladen eines Liedes kostet im Ausland mehrere Euro.

Bis zum 30.Juni 2010 müssen Handykunden den Kostenairbag noch selbst bei der Kundenhotline ihres Anbieters anfordern, von 1.Juli ab profitiert jeder automatisch von dieser Schutzfunktion. Denn zu diesem Datum erfolgt eine Umstellung bei allen Providern.

Bei T-Mobile beispielsweise nennt sich die Nutzungskontrolle "Dataroaming EU". Der Kunde erhält hier zusätzlich zu Beginn jeder Internetsitzung eine SMS, die ihn darüber informiert, wieweit er sich der Kostengrenze bereits genähert hat.

Von Juli an will T-Mobile dann allerdings die Internetverbindung bei Erreichen der Obergrenze nicht mehr einfach kompromisslos kappen, sondern den Nutzer auf eine Webseite weiterleiten, auf der er sich entscheiden kann, ob er trotzdem weiter surfen will oder nicht. Das widerspricht nicht der EU-Regelung. Diese besagt nur, dass dem Kunden eine grundsätzliche Möglichkeit einer Kostendeckelung gewährt werden muss.

Bei Vodafone heißt die Kostenbremse "Vodafone Data Roaming Limit" und greift neben den EU-Staaten auch für Urlauber in Norwegen, Island und Liechtenstein. Die Buchung läuft hier über die Sondernummer 12469.

Unter dieser Nummer kann die Sperre auch wieder aufgehoben werden, sodass unlimitiert weiter gesurft werden kann, wenn das der Nutzer wünscht. Eine weitere Warnung erfolgt dann allerdings nicht mehr. Auch Vodafone will von Juli an bei Erreichen der Kostenobergrenze per SMS nachfagen, ob der Kunde den Internetzugang trotzdem weiter nutzen will.

Alternative: Lokale Prepaid-Karte

Beim Anbieter O2 muss der Kostenairbag derzeit ebenso noch über die Kundenbetreuung angefordert werden. E-Plus will den Kostendeckel dagegen flexibler lösen und es ist anzunehmen, dass auch die anderen Provider früher oder später nachziehen werden: Neben der vorgeschriebenen EU-Obergrenze von 59,50 Euro kann sich der E-Plus-Kunde auch 100 oder 150 Euro als Obergrenze setzen - oder die Schutzfunktion ganz deaktivieren. Dann surft er ohne Sicherheitsnetz, so wie bisher auch.

Der Kostenairbag ändert jedoch nichts daran, dass das Surfen im Ausland mit einer deutschen Handykarte trotzdem sehr teuer ist. Wer schon vor dem Urlaub weiß, dass er das Internet in den Ferien viel nutzen möchte, kann viel Geld sparen, wenn er sich eine Prepaid-Karte bei einem lokalen Mobilfunkanbieter im Urlaubsland kauft und darauf eine Datenflatrate bucht.

Die Kosten dafür sind, je nach Urlaubsland, etwa vergleichbar mit den hiesigen Gebühren. In Italien beispielsweise verlangt Vodafone für mobiles Internet mit dem Handy drei Euro pro Woche, für das Surfen mit dem Notebook zehn Euro im Monat. So viel kostet hierzulande auch die normale Datenflatrate bei O2. Netter Nebeneffekt: Wer mit einer ausländischen Prepaid-Karte in seinem Handy surft, spart auch an den Gesprächsgebühren. Nicht nur sind Telefonate nach Hause billiger, auch ankommende Gespräche aus der Heimat kosten auf der ausländischen Handykarte keinerlei Gebühren.

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

© SZ vom 30.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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