Handy-Betriebssystem "Android":Das Rennen ist eröffnet

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Google hat wie angekündigt eine Sammlung von Programmierwerkzeugen für sein Handy-Betriebssystem "Android" zum Herunterladen bereitgestellt.

Helmut Martin-Jung

Der Suchmaschinenbetreiber Google hat wie angekündigt eine Sammlung von Programmierwerkzeugen für sein Handy-Betriebssystem "Android" öffentlich zum Herunterladen bereitgestellt. Programmierer wird das begeistern, weil sie an einem möglichen neuen globalen Standard mitarbeiten. Für die interessantesten und besten Programme hat Google aber auch ein Preisgeld von insgesamt zehn Millionen Dollar ausgelobt.

Die Konkurrenz dürfte aber nicht nur wegen dieser stattlichen Summe groß sein. Die Oberfläche kommt so unaufdringlich modern daher, die gezeigten Programme greifen so nahtlos ineinander, dass wohl viele Entwickler ihren Spaß daran haben werden. In einem YouTube-Video zeigt Technikchef Steve Horowitz einige Anwendungen, die er nach eigenen Worten schon seit sechs Monaten nutzt.

Er klickt sich von einem Adressbucheintrag ins Internet weiter. Dort zeigt Googles Stadtplan-Dienst Maps, wo diese Adresse zu finden ist. Dank schneller Internetanbindung über UMTS funktioniert das zumindestens im Film problemlos. Selbst die Bilder von Googles Stadtansichten ("Street view") werden verzögerungsfrei dargestellt.

Horowitz führt sogar eine Version des Ballerspiels "Quake" vor, was nicht nur notorische Spieler freut, sondern auch klarmacht, dass es den Google-Programmierern gelungen ist, einiges an Leistung aus den Grafikchips der Handys herauszulocken. Ausgereift wirkt auch der Internetbrowser. Er wurde auf derselben Basis entwickelt, die auch hinter Apples Internetanzeigesoftware Safari steckt. In der Google-Version allerdings kann das Programm sogar die zuletzt angesurften Seiten durchblättern wie CDs in einer Auslage. Das schafft nicht einmal das iPhone.

In weiteren Videos erzählt ein anderer Google-Programmierer, wie sich seine Firma den Aufbau des Software-Paketes für Handys vorstellt. Während Google auf Linux als Basis setzt, werden die weiteren Bestandteile des Betriebssystems in Foren und Blogs bereits heiß diskutiert. Google hat zwar betont, dass man bewusst auf offene Standards wie die Programmiersprache Java setze, so ganz aber stimmt das nicht: An zentraler Stelle arbeitet eine von Google selbst entwickelte Software, die Java-Code in ein eigenes Format umwandelt.

Einige Java-Programmierer sehen es daher auch sehr kritisch, wenn ein weiterer Standard eingeführt wird. Google begründet diesen Schritt aber einigermaßen überzeugend damit, dass ihre Eigenentwicklung die auf den kleinen Geräten immer knappen Ressourcen Speicherplatz und Prozessorleistung viel besser ausnutze.

Solche Fachdebatten interessieren den potentiellen Benutzer wenig. Ihm geht es darum, ob die immer leistungsfähigeren Computer für die Westentasche gut aussehen und ihren Funktionswust leicht erschließbar anbieten. Die Grundlagen dafür hat Google ziemlich überzeugend gelegt. Jetzt ist es an den Programmierern, sich nicht nur die zehn Millionen zu verdienen, sondern zu zeigen, dass es anders geht als es die Dickschiffe der Branche mehr schlecht als recht vormachen.

© SZ vom 15.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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