Google-Ballons in der Stratosphäre:Wlan aus den Wolken

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google loon

Wlan aus den Wolken: Hunderte Google-Ballons könnten entlegene Orte mit Internet versorgen.

(Foto: Jon Shenk; Google)

Zwei von drei Menschen weltweit haben keinen Zugang zum Internet. Ein Problem, sagt Google, und präsentiert einen ebenso verrückten wie ambitionierten Plan. Ein Ring aus hunderten Ballons soll in der Stratosphäre um die Welt fliegen - und an den entlegensten Orten der Welt als Wlan-Hot-Spot dienen.

Von Jakob Schulz

Sie nennen ihre Vorhaben "Moonshots", zu deutsch so viel wie "Mondflüge". Das sind Ideen, die getrost irgendwo zwischen Science Fiction und kühnen Visionen einzuordnen sind. Genau solche Projekte sind die Spezialität der Erfinder bei Google X, dem geheimen Labor des Suchmaschinen-Giganten. Nach dem selbstfahrenden Auto und der Internetbrille Google Glass tüfteln die Erfinder dort nun an einem Projekt, das das Leben von Hunderten Millionen Menschen drastisch verändern könnte: Project Loon.

Die Hauptdarsteller von Project Loon sehen am Anfang noch aus wie lange, rote Würste. Zu sehen sind sie in einem Video im Firmen-Blog des Internetkonzerns. Google-Mitarbeiter entrollen die Würste, sie entpuppen sich als filigrane Ballons. Es ist früh am Morgen, auf einer Wiese auf der Südinsel Neuseelands. Helium gibt den Ballons so viel Auftrieb, dass sie schnell in den hellblauen Himmel aufsteigen. An ihrer Unterseite baumelt ein leichtes Solarmodul, etwa so groß wie eine Tischplatte. Die Mitarbeiter begleiten den Abflug mit lauten Jubelrufen.

Sonne, Wind und Kühnheit

An diesem Morgen lässt Google nur 30 Testballons aufsteigen. Doch sollten die Pläne der Erfinder realisierbar sein, könnten hunderte Ballons bald weite Teile der Erde mit dem Internet verbinden. Einem Schwarm gleich sollen die Ballons mit lokalen Internetanbietern ein weltumspannendes Netzwerk aus Wlan-Hoptspots bilden. Die Bandbreite soll der von 3G-Netzwerken entsprechen.

Die Mehrheit der Menschheit habe keinen Zugang zum Internet, begründet Google sein Engagement. Oft stehen Dschungel, Gebirge oder schlicht die weite Entfernung einer Anbindung ans Netz im Weg. Zwei von drei Menschen können demnach nicht auf das weltweit im Internet gespeicherte Wissen zugreifen. Dabei könne ein Zugang gerade in den ärmsten Regionen der Welt die Möglichkeit zum Fortschritt bedeuten, etwa bei Bildung und medizinischer Beratung.

Viel Sonnenlicht, etwas Wind und ein großes Maß an Kühnheit sind die Grundlage von Project Loon - der Name wohl eine Anspielung sowohl auf balloon als auch auf lunatic (deutsch: verrückt). Schließlich wissen schon viele Kinder aus eigener, schmerzlicher Erfahrung, dass Heliumballons meist nicht direkt zum künftigen Brieffreund fliegen. Stattdessen enden sie oft genug in Bäumen oder Hochspannungsleitungen.

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