Geleakte Stratfor-Mails:Wie Wikileaks Spenden erzwingen will

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Wikileaks will sich in den US-Wahlkampf einmischen. Dafür hat die Enthüllingsplattform Tausende Mails des privaten Nachrichtendienstes Stratfor veröffentlicht, die Mitt Romney betreffen. Allerdings verlangt Wikileaks eine Spende für den Zugriff auf die Mails.

Andrian Kreye

Wikileaks-Gründer Julian Assange wünscht sich mehr Spenden. (Foto: Reuters)

Am vergangenen Mittwoch verkündete Julian Assanges Enthüllungsportal Wikileaks, es werde 13.734 Emails des privaten Nachrichtendienstes Stratfor veröffentlichen, die den US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney und die Partei der Republikaner betreffen. Wie schon öfter in den letzten Monaten rief Wikileaks dazu auf, die Dateien nach relevanten Informationen zu durchforsten. Diese sollte man dann mit der Kennmarke #wlfindGI über den Kurznachrichtendienst Twitter in Umlauf bringen. Wer auf der Wikileaks-Webseite einen der Links anklickt, landete allerdings bei einem Spendenaufruf.

Nun handelt es sich bei Strategic Forecasts Inc. aus Austin im US-Bundesstaat Texas durchaus um eine Firma, über die nicht nur amerikanische Steuerzahler gerne mehr wüssten. Stratfor gilt als "Schatten-CIA", die neben geopolitischen Analysen auch Berichte erstellen, die traditionell in den Aufgabenbereich der Geheimdienste fallen. Viele Konzerne, aber auch Medienorganisationen nutzen diese Berichte Seit Februar veröffentlicht Wikileaks schon Emails aus einem Datensatz, der angeblich fünfeinhalb Millionen Mails umfasst und wahrscheinlich vom Hacker-Kollektiv Anonymous erbeutet wurde.

Nur ein paar Beschwerden

Das Interessante an den jüngsten Veröffentlichungen sind allerdings weniger vermeintliche Enthüllungen. Bisher ist die Ausbeute nämlich erstaunlich gering. Das wiederum liegt an jenem Spendenaufruf, der den Zugang zu den Dateien sperrt. Nur wer spendet (oder wer seine Browser-Einstellungen verändert) kommt weiter.

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter fand man während der ersten unter der Kennmarke #wlfindGI nur ein paar Beschwerden, dass man auf die versprochenen Dateien ja gar nicht zugreifen könne. Was die Aktion nun vor allem zeigt ist, dass Geld im Internet eine schlechte Währung ist. Politisches Engagement beschränkt sich im Netz meist darauf, einen Link anzuklicken oder eine Webseite weiter zu empfehlen. Den meisten Wikileaks-Sympathisanten ist eine Überweisung zu viel Aufwand. Die Währung des Internets bleibt Aufmerksamkeit.

Assange allerdings braucht weniger Aufmerksamkeit, als Geld. Anwaltskosten haben größere Summen verschlungen. Weil er im Juli in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet ist, dürften Bürgschaften und Kautionen platzen. Dazu kommen die Betriebskosten für Wikileaks. Deswegen appelliert er mit seinem Aufruf nun vor allem an Amerikaner: "Wählen Sie bei diesen Wahlen mit ihrer Brieftasche. Wählen Sie Wikileaks."

© SZ vom 12.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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