Dubiose Downloads:Europas Klingelton-Nepper

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Ein EU-Bericht zeigt, dass es dubiose Anbieter von Handy-Downloads vor allem auf Kinder abgesehen haben. Deutsche Behörden gehen dagegen vor - doch sie dürfen die Sünder nicht beim Namen nennen.

Undurchsichtige Tarife, schwammige Geschäftsbedingungen: Der Klingelton-Industrie haftet ein schlechter Ruf an. Weil sich in den vergangenen Jahren immer mehr Verbraucher darüber beschwerten, nach dem Herunterladen von Handy-Klingeltönen, Logos oder Spielen auf versteckte Kosten zu stoßen, hat sich sogar die EU-Kommission der Angelegenheit angenommen.

Kind mit Handy: Viele Anbieter von Handy-Downloads versuchen, Kinder als Kunden zu gewinnen (Foto: Foto: ddp)

Mehr als 300 Internetseiten solcher Anbieter haben nationale Behörden der einzelnen EU-Länder in den vergangenen 18 Monaten überprüft. Das Resultat hat nun EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kunewa vorgelegt: Demnach musste jeder zweite Anbieter auf Druck der Behörden Korrekturen an seiner Internetpräsenz vornehmen, 54 Seiten wurden sogar komplett vom Netz genommen.

41 Prozent aller Anbieter verschwiegen Kunewa zufolge wichtige Informationen zum Preis, beinahe jeder Dritte präsentierte die Downloads als kostenlos, obwohl sich später Kosten ergaben oder der Käufer sogar feststellte, in ein langfristiges Abonnement eingewilligt zu haben. Ein besonders schlechtes Licht auf die Branche werfen die fehlenden Kontaktdaten: Drei von vier Internetseiten lieferten ungenügende oder keine Informationen, wie Käufer mit dem Händler in Kontakt treten konnten. Dies verstößt gegen geltendes EU-Recht.

Besonders auffällig: 163 der überprüften Angebote zielten auf Kinder ab, indem sie mit Zeichentrick-Charakteren oder bekannten Fernsehschauspielern warben. "Junge Menschen sollten nicht Opfer von Betrügereien wie falscher Werbung werden, die sie in Abos locken, die sie für kostenlos gehalten hatten", sagte Kunewa.

Rigoroses Italien

Das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) nahm nach eigenen Angaben 30 Seiten unter die Lupe, bei 20 davon hätten sich "Anhaltspunkte für Rechtsverstöße" ergeben, heißt es in einer Mitteilung. Die Seiten seien aufgrund eigener Recherche und Hinweisen von Konsumenten überprüft worden, erklärte eine Sprecherin. Inzwischen seien alle Verstöße korrigiert worden.

In 70 Prozent der europaweiten Fälle sind die Probleme nach EU-Angaben inzwischen gelöst. Besonders rigoros ging dabei Italien vor: Im Februar und März dieses Jahres verhängte dort das Kartellamt Strafgelder gegen neun Unternehmen, die gegen die EU-Regeln verstoßen hatten. Insgesamt mussten die betroffenen Firmen etwa zwei Millionen Euro zahlen.

Bei den Anbietern handelte es sich nicht nur um kleinere Unternehmen, sondern auch um Telekommunikations-Größen wie Telecom Italia oder Vodafone. Welche Firmen in Deutschland gegen geltendes Recht verstoßen haben, bleibt im Dunkeln: Weil dafür die Rechtsgrundlage fehlt, darf das BVL über die betreffenden Webseiten keine Auskünfte erteilen.

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