Datenschutz-Pannen:Google: Nachhilfe und Sammelklage

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Google will seine 23.000 Mitarbeiter zu Datenschutz-Schulungen verpflichten. Derweil sieht sich das Unternehmen erneut einer gewaltigen Klage gegenüber.

In Sachen Datenschutz hat sich Google in den vergangenen Monaten nicht mit Ruhm bekleckert: Im Sommer musste das Unternehmen einen Mitarbeiter entlassen, der unerlaubt das Gmail-Postfach von Bekannten durchsucht hatte; vor wenigen Tagen gestanden die Verantwortlichen des Konzerns, dass die Street-View-Autos beim Mitschneiden von Wlan-Schnipseln auch unverschlüsselt geschickte E-Mails und Passwörter gespeichert haben.

Googles Street-View-Dienst macht Sorgen: Die Mitarbeiter sollen Nachhilfe in Sachen Datenschutz erhalten, doch vor allem die Rechtsabteilung dürfte zu tun bekommen. (Foto: dpa)

Weil solche Ereignisse das Vertrauen der Nutzer untergraben, steuert der Konzern nun gegen und leitet eine Datenschutz-Offensive ein. Jeder Leiter eines Software-Projekts muss in einem neuen Dokument alles festhalten, was den Umgang mit Nutzerdaten angeht. Diese Aufzeichnungen sollen regelmäßig vom Management und externen Aufsehern geprüft werden.

Ab Dezember sollen alle 23.000 Mitarbeiter auch zusätzliche Schulungen erhalten. Schon bisher mussten sie einen Verhaltenskodex unterzeichnen, der strenge Regeln zum Umgang mit Nutzerdaten enthält. Schließlich soll ein Director of Privacy die Einhaltung des Datenschutzes in allen Bereichen überwachen. Der Posten wurde mit Alma Whitten besetzt, einer international anerkannten Expertin für Sicherheit und Datenschutz, wie Google in einem Blogbeitrag mitteilt.

Auch die Rechtsabteilung dürfte angesichts bevorstehender Klagen ob des Street-View-Fehlers alle Hände voll zu tun bekommen. Vor dem Bundesgericht in San Jose in Kalifornien haben inzwischen mehrere US-Bürger Klage gegen Google wegen Datenmissbrauchs erhoben. Der Internetkonzern habe "die persönlichen Informationen und Suchergebnisse seiner Nutzer" an andere Firmen weitergegeben, heißt es in der Klageschrift. Die Kläger werden von den Anwaltsfirmen Nassiri & Jung und Edelson McGuire vertreten. Worauf konkret sich diese Vorwürfe beziehen, lassen die Anwälte in ihrer Mitteilung allerdings offen.

Die Kläger verlangen Schadenersatz und eine Verfügung gegen Google, künftig die Weitergabe von Daten an Dritte zu unterlassen. Vergangene Woche erst wurde Google von der spanischen Regierung wegen möglicher Verstöße gegen die Datenschutzbestimmungen verklagt.

Bei diesem Vorwurf geht es um den in WLAN-Netzen privater Anwender aufgezeichneten Datenverkehr durch den umstrittenen Google-Straßenbilderdienst Street View.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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