Computerspiel "Medal of Honor":Die Taliban-Option

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"Angeekelt und wütend": Der britische Verteidigungsminister Liam Fox fordert den Boykott des Kriegscomputerspiels "Medal of Honor".

Alexander Menden

Der britische Verteidigungsminister Liam Fox hat zum Boykott der neuen Version der Computerspielreihe "Medal of Honor" aufgerufen. Er finde es "schockierend", so Fox, dass der Spieler hier Gelegenheit erhalte, als Talibankämpfer Isaf-Truppen zu attackieren, zu denen auch britische Soldaten zählen.

Der britische Verteidigungsminister Liam Fox drängt Computerspiele-Händler dazu, die neue Version der Computerspielereihe "Medal of Honor" aus den Regalen zu verbannen. (Foto: REUTERS)

"Die Taliban haben Kindern ihre Väter und Frauen ihre Männer genommen", sagte der Minister dem Daily Telegraph. "Ich bin angeekelt und wütend. Es fällt mir schwer zu glauben, dass irgendein Bürger unseres Landes ein solch durch und durch unbritisches Spiel kaufen will." Fox drängt die Händler dazu, "dieses geschmacklose Spiel" aus ihren Regalen zu verbannen.

"Medal of Honor", das 1999 zum ersten Mal auf den Markt kam, ist ein sogenannter Ego-Shooter, in dem ein Spieler durch die Augen seiner Spielfigur eine dreidimensionale Welt sieht, in der er mit computergesteuerten Gegnern kämpft. Schauplatz früherer Versionen waren die Schlachtfelder des Zweiten Weltkriegs.

Doch die neue Version, die am 15. Oktober erscheinen soll, ist im Afghanistan der Gegenwart angesiedelt. Zudem bietet sie erstmals einen sogenannten Multiplayer-Modus, an dem sich mehrere Spieler gleichzeitig beteiligen können. Man hat dabei die Wahl, auf Seiten der Amerikaner oder eben der Taliban ins Kampfgeschehen einzugreifen.

Kritik an "Medal of Honor" kommt nicht nur von Liam Fox. Karen Meredith, Mutter eines in Afghanistan gefallenen US-Soldaten, sagte im Sender Fox News: "Im vergangenen Monat hatten wir die schlimmsten Verluste des gesamten Krieges. Dieses Spiel kommt im Oktober heraus - Menschen, die gerade ihre Kinder begraben haben, werden es sehen. Das ist respektlos."

Der Sprecher des Bundeswehrverbandes, Wilfried Stolze, wird vom Focus mit der Aussage zitiert, es sei "widerwärtig, so ein Spiel auf den Markt zu bringen, während in Afghanistan Menschen sterben". Der Spielentwickler, die Firma Electronic Arts (EA), begründet die Taliban-Option derweil so: "Wenn einer der Polizist ist, muss auch einer der Räuber, der Pirat, das Alien sein."

© SZ vom 25.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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