Das Episodenspiel "Life is Strange" kann beides: eine überdrehte Mystery-Geschichte erzählen und seine Teenager-Heldinnen ernst nehmen. Wenn Menschen Musik hörend im Bus sitzen, gehen Videospiele gern zur nächsten Szene über. Nicht so "Life is Strange": Hier wird der Transit zum Musikvideo, untermalt von Indie-Folk.
Erzählt wird die Geschichte der achtzehnjährigen Max, die in ein verschlafenes Ostküsten-Städtchen kommt, um Fotografie an der renommierten Blackwell Academy zu lernen. Hier trifft sie ihre alte Kindheitsfreundin Chloe wieder.
Chloe hat sich seit dem Unfalltod ihres Vaters verändert. Sie rebelliert gegen alles, kifft und färbt sich die Haare blau. Sie ist immer noch ein ganz normaler Teenager.
Doch Chloe hat große Probleme. Eigentlich wird sie zu Beginn der Handlung auf einer öffentlichen Toilette erschossen. Erst dadurch entdeckt ihre Freundin Max ihre übernatürlichen Fähigkeiten: Sie kann die Zeit ein Stück weit zurückspulen.
Max' Kräfte gehen mit apokalyptischen Visionen, Kopfschmerzen und Nasenbluten einher. Ein großes Unglück scheint sich anzubahnen. Die Grundidee von "Life is Strange" ist nicht besonders originell. Aber sie ist eine Folie, auf der sich die Charaktere entwickeln können.
Max ist ein nachdenkliches Teenagermädchen. Sie schießt Selfies, dekoriert ihr Zimmer im Studentenwohnheim mit Polaroids und nutzt ihre neue Superkraft, um endlich auszuschlafen.
"Life is Strange" fängt seine Schauplätze naturgetreu ein. Die Grafik ist nicht sehr detailliert. Um so beeindruckender wirkt es, wenn sich in der ereignisarmen Kleinstadt idyllische Momente offenbaren.
Musik spielt eine große Rolle im Spiel. Nicht nur der dröhnende Angriff auf die Sinne einer Studentenparty wird eingefangen...
...sondern auch Max' und Chloes Musikgeschmack. Den Zeitlupenfolk hat Jonathan Morali für das Spiel komponiert, bekannt von seiner Band Syd Matters. Auch José Gonzales und Bright Eyes tauchen im Soundtrack auf.
Interaktive Erzählungen, die man in mehreren Episoden herunterlädt, sind inzwischen ein eigenständiges Genre. Etabliert haben sich die Spiele mit dem 2012 erschienenen "The Walking Dead", einem Ableger der gleichnamigen Fernsehserie.