Vor einer Anhörung im Bundestag zur sicheren E-Mail-Kommunikation hat sich der Chaos Computer Club für eine ersatzlose Streichung des De-Mail-Projekts ausgesprochen. Die vor knapp zwei Jahren eingeführte De-Mail werde in der Bevölkerung nicht akzeptiert und genüge nicht dem Schutz sensibler Daten, erklärte die Organisation am Mittwoch in einer Pressemitteilung.
Per De-Mail sollen Nutzer rechtssicher Nachrichten und Dokumente über das Internet verschicken können. Im vergangenen Jahr hatten die Deutsche Telekom und Francotyp-Postalia eigene De-Mail-Dienste gestartet. Außerdem bietet die Deutsche Post mit dem E-Postbrief eine eigene Variante des rechtssicheren Schriftverkehrs im Netz, die aber nicht mit De-Mail kompatibel ist.
De-Mails können unter anderem zur Kommunikation mit Behörden oder Firmen verwendet werden. Voraussetzung ist allerdings, dass auch der Empfänger De-Mail verwendet. Nutzer erhalten eine separate Adresse. Auch 1&1 bietet für seine Web.de- und GMX-Nutzer De-Mail-Adressen an.
Das jetzt vorgelegte "Gesetz zur Förderung der elektronischen Verwaltung sowie zur Änderung weiterer Vorschriften" wird von den CCC-Experten scharf kritisiert. Anstatt die Sicherheit der De-Mail zu verbessern, solle nun die Verwaltungsgesetzgebung durch Ausnahmeregelungen für De-Mail aufgeweicht werden.
"Ziel des Gesetzes ist offenbar durch die Vermeidung echter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eine Abhör-Hintertür für Polizei und Geheimdienste zu eröffnen", wirft der CCC der Bundesregierung vor. Statt der De-Mail sollten verfügbare Techniken wie OpenPGP, GNU Privacy Guard oder S/MIME für die vertrauliche und sichere E-Mail-Kommunikation verwendet werden, empfahl der CCC vor der Anhörung am Mittwoch im Innenausschuss des Bundestags.