Apple nach Steve Jobs:Tim Cook leistet sich erste Patzer

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Apples neuer Konzernchef Tim Cook will vieles anders machen als der legendäre Unternehmensgründer Steve Jobs. Doch bislang war der Start des Neuen eher holprig.

Thorsten Riedl

Niemand gibt sich in der Hightech-Industrie verschwiegener als Apple vor dem Start neuer Produkte. Bevor ein neues Handy kommt oder ein Computer des kalifornischen Konzerns, gibt es nur Gerüchte. Wenn das Apple-Management dann aber mal einen Termin nennt, war der stets fix. Bisher jedenfalls: Erstmals seit langer Zeit hat das Unternehmen eine selbst gesetzte Frist nicht eingehalten. Der Fauxpas nährt den Verdacht, dass es ohne Apple-Gründer Steve Jobs nicht mehr rund läuft.

Apples iPhone 4S
:Das neue, alte iPhone

Die interessanteste Eigenschaft des iPhone 4S? Sein Preis - zumindest für amerikanische Kunden. Das Design rührt Apple überhaupt nicht an, bei der Hardware gibt es erwartbare Änderungen. Eine kleine Revolution könnte allerdings der sprachgesteuerte iButler auslösen.

in Bildern.

Anfang Oktober starb die 56-jährige Computerlegende. Ende August hatte Tim Cook den Vorstandsvorsitz bei Apple übernommen. Jobs holte ihn Ende der neunziger Jahre zum Unternehmen. Die Nummer zwei steht jetzt im Rampenlicht - und der Auftritt fiel bisher nicht aus wie gewünscht. Bei seiner ersten Quartalsbilanz enttäuschte Cook die Investoren, nun sind die Technikenthusiasten gefrustet.

"coming soon"

Anfang Oktober hieß es vom Apple-Management noch, zum Ende des Monats sei iTunes Match in den Vereinigten Staaten verfügbar. Für 25 Dollar sollten Amerikaner dann ihre Musik in den Rechenzentren von Apple speichern und auf allen ihren i-Geräten abrufen, sofern sie eine Verbindung zum Netz haben, egal ob iPhone, iPod oder iPad. Nun ist November, und auf der Apple-Seite prangt noch immer der Hinweis "coming soon" - in Kürze.

Der Musikservice ist Teil der iCloud, des Online-Speicherangebots von Apple, das nun schon seit einigen Wochen funktioniert. Im Netz wird spekuliert, wo die Gründe für die Verzögerung liegen könnten. So wird vermutet, es könne Probleme geben, rechtzeitig alle Lizenzen der Plattenfirmen für den Dienst zu bekommen. Auch könne der Computerkonzern Schwierigkeiten haben, schnell genug ausreichend Speicherkapazitäten bereit zu stellen. Zum Start der iCloud jedenfalls gab es Engpässe. Apple hüllt sich wie gewohnt in Schweigen.

Cook vermiesen die Probleme den Start. Er führt das Unternehmen nun seit gut zehn Wochen. Wie das Wall Street Journal aus unternehmensnahen Kreisen erfahren hat, drückt er Apple bereits den eigenen Stempel auf. Der 50-Jährige habe sich in den vergangenen Wochen administrativen Problemen gewidmet, die Jobs nie interessiert hätten, heißt es.

Apple-Gründer über Künstler und Kollegen
:Jobs und wie er die Welt sah

In der Biographie von Walter Isaacson erscheint Steve Jobs als cholerisches Genie, das eine klare Meinung zur Computerbranche, aber auch zu Personen der Zeitgeschichte hatte. Wie Steve Jobs über Intel, Bob Dylan und die Kritik an ihm dachte. In Zitaten.

So habe er anstehende Beförderungen genehmigt und die Hierarchien des Unternehmens durchforstet. Für die Mitarbeiter sei er weitaus zugänglicher als Jobs, habe schon mehrere Mails an alle Mitarbeiter versandt und dabei stets die Anrede "Team" gewählt. Steve Jobs dagegen ist Zeit seines Lebens so aufgetreten, als sei er allein Apple.

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Die interessanteste Eigenschaft des iPhone 4S? Sein Preis - zumindest für amerikanische Kunden. Das Design rührt Apple überhaupt nicht an, bei der Hardware gibt es erwartbare Änderungen. Eine kleine Revolution könnte allerdings der sprachgesteuerte iButler auslösen.

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Ein Gebaren, das auch bei Investoren nicht auf Gegenliebe gestoßen ist. Beschwerden gab es keine, weil sich der Aktienwert unter Jobs vervielfacht hat. Trotzdem erklärte nun einer, "Steve dachte immer, er hätte alle Antworten". Bei Tim Cook sei das wohl anders.

Das Unternehmen hortet im Moment mehr als 80 Milliarden Dollar

Die Anleger rechnen damit, dass der neue Chef bald auch sagt, was er mit dem ungeheuren Cash-Bestand von Apple machen wird. Das Unternehmen hortet im Moment mehr als 80 Milliarden Dollar - ohne Pläne für größere Zukäufe oder Dividendenzahlungen an Aktionäre.

Einen Verwendungszweck hat Cook schon bekannt gegeben. Apple werde künftig Spenden der eigenen Mitarbeiter an wohltätige Organisationen bis zu einem Betrag von 10 000 Dollar verdoppeln, ist zu erfahren. Das Programm startet zunächst in den Vereinigten Staaten.

Jobs war zwar ein großer Visionär der Branche, zuletzt mehrfacher Milliardär - im Gegensatz zu seinem Kollegen von Bill Gates von Microsoft aber kein Philanthrop. Der Apple-Mitgründer lebte vergleichsweise bescheiden, hielt aber nichts davon, Gutes im großen Stil mit seinem Geld zu machen. Auch hier wird Tim Cook nun eigene Wege gehen.

© SZ vom 03.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Zitate von Apple-Mitbegründer Steve Jobs
:"Warum der Marine beitreten, wenn man Pirat sein kann?"

Hätte er sein Leben nicht früh dem Apfel verschrieben, wäre Steve Jobs vermutlich Philosoph geworden. So wurde das Nachdenken und Reden über das Leben, die Menschen - und Konkurrent Microsoft - zu seinem liebsten Hobby.

seine Worte.

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