3-D-Printing:Schlüssel aus dem Drucker

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3-D-Drucker können beinahe alles herstellen: Autoteile, Waffen - und auch Hochsicherheits-Schlüssel, wie jetzt offenbar zwei Studenten aus den USA gezeigt haben. Sie sollen ein entsprechendes Programm entwickelt haben - und demontieren damit die Vorstellung von dem, was einmal als sicher galt.

Es ist ein selbstbewusster Slogan, mit dem die US-Firma Schlage ihre Hochsicherheitsschlüssel der Serie Primus bewirbt: "Oft nachgeahmt, niemals nachgemacht". Viele Forschungsinstitute, Regierungseinrichtungen und Haftanstalten in den USA nehmen den Hersteller beim Wort und sichern ihre Gebäude mit seinen Schlüsselsystemen.

Andere hingegen fühlen sich von dem Werbespruch offenbar herausgefordert. David Lawrence und Eric Van Albert sind Studenten am renommierten Technikinstitut MIT und sie haben auf der Def Con, einer Hackerkonferenz, einen Plan vorgestellt, wie sich Schlages Schlüssel eben doch nachmachen lassen, berichtet Forbes. Mit einem herkömmlichen Scanner und ihrem Software-Programm erstellten die Studenten ein exaktes Schlüssel-Modell und schickten es anschließend an einen 3-D-Drucker-Service. Ein solcher Drucker fertigt aus den Informationen der Software Bauteile in unterschiedlichen Materialien. Der Herstellungform sind beinahe keine Grenzen gesetzt, gedruckt werden kann alles von Autoteilen über Waffen bis hin zu Schlage-Schlüsseln.

Und das klingt nach den Worten des 21-jährigen Van Albert recht einfach: "Wenn man früher einen Hochsicherheitsschlüssel haben wollte, musste man ihn über Schlage anfertigen lassen. Heute benötigt man nur die Codes auf dem Schlüssel und einen 3-D-Drucker". Forbes betont, dass an Lawrences und Van Alberts Kopie vor allem neu sei, dass sie den Schlüssel selbst nicht besitzen müssten.

Denn den MIT-Studenten gelang es, die zwei Zahlencodes eines Schlage-Schlüssels zu dechiffrieren und ihre Software mit Hilfe dieser Information zu programmieren. "Schlüssel-Piraterie ist wie Fim-Piraterie. Irgendjemand braucht die Information, alle anderen müssen sie nur noch kopieren". Eine Nachahmung funktioniere übrigens nicht nur bei Schlage, sondern theoretisch bei Schlüsseln jedes beliebigen Herstellers, so die Studenten.

Zudem sei das 3-D-Printing relativ günstig. Schlüssel-Kopien aus Plastik hätten Lawrence und Van Albert bereits für je fünf Dollar bestellen können, das wertigere Titanium-Modell für 150 Dollar, schreibt Forbes.

Ganz neu ist die Idee der beiden Studenten allerdings nicht: Der Apple-Ingenieur Nirav Patel entwickelte bereits 2011 ein Programm, mit dem sich die Maße eines Schlüssels an einen 3-D-Drucker schicken lassen. Allerdings beschränkte es sich auf normale Schlüssel, die auch jeder Schlüsseldienst schnell nachmachen kann. 2012 zeigte ein deutscher Tüftler auf der Hackerkonferenz Hope, dass er mit einem 3-D-Drucker Schlüssel für Hochsicherheits-Handschellen herstellen kann.

Lawrence und Van Albert haben für Schlage übrigens einen Tipp: Der Hersteller solle elektronische Schlösser verwenden, deren Schlüssel sehr viel schwerer zu kopieren seien.

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