Wissenschaft:Universitäten müssen Forscher besserstellen

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Junge Wissenschaftler sollen sich nicht länger von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangeln müssen. Der Bundestag will Hochschulen mit einem neuen Gesetz in die Pflicht nehmen.

Von Johann Osel, München

Junge Forscher sollen künftig unter besseren Bedingungen arbeiten. Um Missbrauch von Befristungen zu verhindern, reformiert der Bundestag das Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Das Plenum wollte die Novelle am Donnerstagabend beschließen. Mit der Reform sollen Karrierewege unterhalb der Professoren-Ebene planbar werden. Laut der Bildungsgewerkschaft GEW haben neun von zehn wissenschaftlichen Mitarbeitern Zeitverträge, häufig nur über Monate. Der Begriff "Uni-Prekariat" hat sich für eine Akademikergeneration zwischen Ende 20 und 40 eingeprägt, die oft zu schlechten Konditionen an Universitäten und Instituten arbeitet.

Im Januar hatte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka im Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Pläne erstmals angekündigt. Die Möglichkeit zur Befristung werde "teilweise ausgenutzt", so die CDU-Politikerin. Laut der Novelle soll es nun "sachgrundlose Kurz-Befristungen" nicht mehr geben. Zeitverträge in der Qualifizierungsphase, zum Beispiel bei Doktorarbeiten, sollen "angemessen" sein. In Forschungsprojekten aus Drittmitteln soll es für die konkrete Laufzeit des Vorhabens Verträge geben. Solche Projekte - außer von der Wirtschaft etwa über die Deutsche Forschungsgemeinschaft bezahlt - werden immer häufiger. Auf den zuletzt genannten Punkt hatten sich Union und SPD jüngst noch geeinigt. "So sichern wir, dass sich Drittmittelverträge nicht nach den in jährlichen Scheiben bereitgestellten Mitteln richten", sagte die Vize-Vorsitzende des Bildungsausschusses, Simone Raatz (SPD), der SZ.

Die Änderungen betreffen Hunderttausende Beschäftigte. Die GEW nannte die Novelle einen "Etappensieg". Das Problem sei aber, "dass das alles zu vage formuliert wurde. Jetzt wird es vor Ort regelrechte Häuserkämpfe darum geben, wie das Gesetz angewandt werden kann". Es blieben Spielräume für Arbeitgeber, was angemessen und sachgemäß sei. Grüne und Linke wollten gegen die Reform stimmen, sie fordern vor allem Mindestvertragslaufzeiten. Laut Hochschulrektorenkonferenz (HRK) wird die Reform im Uni-Alltag nicht zu gravierenden Problemen führen. HRK-Chef Horst Hippler sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ich denke, wir können damit ganz gut leben."

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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