Unis und Umweltschutz:Megamausgrau

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Eine neue Öko-Strategie erreicht die hiesigen Unis: Recyclingpapier. Nur wollen manche Profs ihren guten Namen nicht auf grauem Papier.

Von Johann Osel

Die neue Öko-Strategie war längst beschlossene Sache, doch eines machte der Umweltbeauftragten einer Hochschule im Norden noch Sorgen: das Papier. Viele Millionen Blatt verbrauchten Mitarbeiter in Verwaltung und Wissenschaft jährlich - es sollte künftig zumindest umweltfreundlicheres Papier sein. "Wir haben dann aber doch nicht das megamausgraue Papier genommen", erinnert sich die Umweltbeauftragte. Manche Professoren seien, wenn es um ihre Meriten gehe, zartbesaitet, könnten ihre Ergebnisse auf unansehnlichem Papier abgewertet sehen. Im schlimmsten Fall würden durch ein Puzzleteil des Öko-Projekts "generelle Vorbehalte aufkommen".

Ein Wettbewerb könnte das jetzt ändern. Mit Wettbewerben kennt man sich in der Wissenschaft ja bestens aus, gerade wird über die Exzellenzinitiative diskutiert, bei der sich Forscher um viele Milliarden bewerben. Eher um Ehre als Euros geht es beim Wettbewerb der Initiative Pro-Recyclingpapier, sie sucht die Hochschule mit der höchsten Recyclingpapier-Quote. Dazu müssen Hochschulen ihren Einsatz von Papier mit dem " Blauen Engel " und damit "ihr Engagement für ressourceneffizientes Handeln transparent machen". Den Engel gibt es für einen hohen Anteil an Altpapier und den Verzicht auf Chemikalien, bleichende Chemikalien, Stichwort "megamausgrau". Das Bundesumweltministerium trägt die Ausschreibung mit, ferner die Professorengewerkschaft DHV - samt Artikel dazu in ihrer Zeitschrift Forschung und Lehre, wohl eine Art Aufruf.

"Vor allem im Hochschulsektor hat Papier eine hohe ökologische und bildungspolitische Relevanz", so Ulrich Feuersinger, Sprecher der Initiative. Mit der bildungspolitischen Relevanz hat er recht, man denke nur daran, was an den 400 Hochschulen im Land so alles kopiert und ausgedruckt wird - auch von fast drei Millionen Studenten. Bestes Beispiel sind Semester-Apparate in Bibliotheken, "unverzichtbare" Lektüre für jede Lehrveranstaltung. Sie dürfen wegen der hohen Nachfrage nicht ausgeliehen werden - aber kopiert.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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