Landtagsstreit:23.000 Schüler beginnen Abitur - Gendern gilt als Fehler

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Ein Zettel mit der Aufschrift „Abitur! Bitte Ruhe!“ hängt an einer Schule während der schriftlichen Abiturprüfungen in Hessen. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild)

Das Hessen-Abitur startet, begleitet von Streit im Landtag. Etwa einen Monat später beginnen die Abschlussprüfungen für Haupt- und Realschüler.

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Das Abitur ebnet viele Wege: Am kommenden Mittwoch (17. April) beginnen in Hessen für rund 23.000 Schülerinnen und Schüler die schriftlichen Prüfungen. Anders als im vergangenen Jahr gelten dabei Genderzeichen innerhalb von Wörtern wie Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen als Fehler. Das sorgt für politischen Streit.

Die Grünen-Opposition im Landtag hat bereits für Dienstag (16. April) eine Sondersitzung des kulturpolitischen Ausschusses dazu beantragt und die schwarz-rote Landesregierung um Antworten auf 15 Fragen gebeten. Den Grünen geht es um die Gleichberechtigung. Die Regierung verweist auf zulässige Gendermöglichkeiten wie „Schülerinnen und Schüler“.

Bildungsminister Armin Schwarz (CDU) wünscht den Prüflingen an rund 280 Schulen viel Erfolg: „Das Abitur markiert einen Meilenstein im Leben aller Absolventinnen und Absolventen.“ Es gelte, die Prüfungen mit Entschlossenheit zu meistern. „Ob Ausbildung, Studium oder Weltreise - nach dem Abitur öffnen sich viele Türen.“

Die Prüfungen nach hessenweit einheitlichen Standards beginnen laut Kultusministerium am nächsten Mittwoch in den Fächern Kunst, Musik, Politik und Wirtschaft, Geschichte, Wirtschaftswissenschaften, Erdkunde, Religion, Informatik und Sport. Abschlusstag ist der 8. Mai mit Prüfungen in Chemie. Die ersten Vorbereitungen für die Erstellung der Aufgaben starteten bereits vor rund zwei Jahren. 48 Fachkommissionen kümmerten sich darum.

Die schriftlichen Abschlussprüfungen an Haupt- und Realschulen sind in Hessen vom 13. bis 17. Mai terminiert. An den Hauptschulen werden dafür rund 13.000 Schülerinnen und Schüler erwartet - und an den Realschulen circa 19.000 Prüflinge.

Digitales Schummeln gilt nicht. „Kommunikationstechnische Geräte wie zum Beispiel Mobiltelefone und Smartwatches“ sind dem Ministerium zufolge verboten. Soweit Taschenrechner erlaubt sind, müssen „Programme und Dateien, die nicht zum Lieferumfang oder zu einem Systemupdate gehören, vor Beginn der Prüfung gelöscht werden“.

Die Grünen-Fraktion ruft Schwarz-Rot erneut auf, den „Kulturkampf“ auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler zu beenden. Die kurzfristige Ankündigung, Genderzeichen als Fehler zu werten, verunsichere die Prüflinge und sei juristisch fraglich, „da das hessische Schulrecht bisher überhaupt kein Genderverbot vorsieht“.

In den vergangenen drei Jahren hat das CDU-geführte Kultusministerium wegen Corona-Schulausfällen vermutet, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler die Positionierung des Rates für deutsche Rechtschreibung von 2021 kennen konnten - daher die damalige Milde bei Korrekturen. Doch das ist laut Ministerium vorbei: Jetzt sei „das Regelwerk des Rates für deutsche Rechtschreibung bei der Korrektur und Bewertung der schriftlichen Prüfungen anzuwenden“ - so wie auch schon früher vor der Corona-Pandemie.

© dpa-infocom, dpa:240413-99-658813/2

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