Die Leserfrage
Meine Kinder gehen beide auf ein bayerisches Gymnasium und nach Notenschluss passiert in den Klassen quasi nichts mehr, es werden Ausflüge gemacht oder Filme gesehen. Könnte man den Notenschluss nicht einfach weiter nach hinten verlagern, um die Motivation bei Schülern und Lehrern etwas länger hochzuhalten?
Die Antwort
Es ist der alte Zwiespalt: Einerseits beschweren sich viele Eltern und Schüler darüber, dass während des Schuljahres so viel Lehrstoff gepaukt werden muss und andererseits ist es auch nicht in Ordnung, wenn es gegen Schuljahresende in den Klassenzimmern entspannter zugeht, weil sämtliche Zensuren bereits erhoben sind.
Sie haben selbstverständlich recht, dass drei Wochen Filme schauen und gelangweilt auf den letzten Schultag zu warten Zeitverschwendung ist. Man darf die Kompetenz von Lehrkräften, die die Zeit nach Notenschluss so verbringen lassen, gerne hinterfragen. Denn man kann sie auch sinnvoll nutzen, für Projekttage, Exkursionen oder schlicht ein wenig Arbeit an einem besseren Klassenklima. "Während dieser Wochen hat man Zeit für Dinge, die im laufenden Schuljahr gewöhnlich nicht unterzubringen sind", sagt ein Sprecher des Kultusministeriums.
Es liegt in der Verantwortung der einzelnen Schulleitungen, festzusetzen, bis wann Noten erhoben werden dürfen. Der Begriff "Notenschluss" findet sich in keiner offiziellen Verordnung - er trifft auch nicht wirklich zu. Denn zwar gibt es an jeder Schule einen Stichtag, bis zu dem jede Lehrkraft ihre Zensuren beisammen haben soll. Für Nachprüfungen oder krankheitsbedingte Nachholschulaufgaben gibt es aber Ausnahmeregelungen.
Auch sonst sollten sich Schüler nicht komplett ausruhen, wenn die Zeit der Notengebung vermeintlich vorbei ist. "Es können prinzipiell jederzeit Noten erhoben werden, so lange kein Jahreszeugnis übergeben worden ist", sagt der Sprecher des Ministeriums. Es gebe immer wieder Fälle, wo bereits fertige Zeugnisse kurz vor der Übergabe nochmal geändert würden. Dabei geht es allerdings nur sehr selten um Noten, sondern eher um die Beurteilung des Sozialverhaltens - falls selbiges zum Beispiel auf der Exkursion zwei Tage vor Zeugnisvergabe massiv zu wünschen übrig gelassen hat.