Lehrermangel:Sechs, setzen!

Die Schulpolitik ist ein Armutszeugnis für die Länder.

Kommentar von Matthias Kohlmaier

Wenn die Kultusministerkonferenz an ihrer Prognose festhält, dass auch in den kommenden Jahren mehr Lehrkräfte gebraucht werden als die Universitäten verlassen, überrascht das nicht mehr. Ein Armutszeugnis für die Schulpolitik der Länder ist es dennoch. Bundesweit fallen Unterrichtsstunden aus, und wenn nicht, werden sie von Quereinsteigern, Studenten oder ins Klassenzimmer zurückgebetenen Pensionisten gehalten.

Seit Jahrzehnten leidet Deutschland unter einem ständigen Wechsel von Lehrermangel und Lehrerschwemme. Früher nannte man so etwas "Schweinezyklus". Für eine langfristige Ausbildungs- und Einstellungspolitik haben die Länder keinen Plan; das würde ja Geld kosten. Traurig ist nur, dass bei dieser kurzfristigen Politik niemand die Folgen für die Schulen bedenkt - oder schlimmer, dass diese Folgen schlicht ignoriert werden. Denn wer nicht rechtzeitig genügend Lehrer ausbildet, kann weder auf Pensionierungswellen reagieren noch auf gestiegene Geburtenraten oder Zuwanderung.

Die Schulpolitiker täten gut daran, endlich mehr Geld in die Lehrerbildung zu investieren und mit Weitblick zu agieren. Geht es weiter wie bisher, werden sich Abiturienten künftig gut überlegen, ob sie sich den anstrengenden Lehrberuf noch antun wollen.

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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