Förderung aus der Exzellenzinitiative:Elite der Geisteswissenschaftler

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Ingenieure, Physiker und Mediziner können dank der Exzellenzinitiative in vielen Fällen aus dem Vollen schöpfen. Ganz anders die Geistes- und Sozialwissenschaftler. So lautet die weit verbreitete Kritik - doch die Realität sieht anders aus.

Roland Preuß

Die Kritik begleitete die Exzellenzinitiative von Anfang an: das große Förderprogramm von Bund und Ländern benachteilige die Geistes- und Sozialwissenschaften. Während also Ingenieurwissenschaftler, Mediziner oder Physiker noch mehr Geld für ihre Forschung erhalten, für eine Arbeit, von der man sich lukrative Erfindungen verspreche, würden Philosophen, Historiker oder Soziologen weiter benachteiligt, hieß es schon in der ersten Runde der Exzellenzinitiative 2006.

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Und die Zahlen gaben den Kritikern recht: Von 18 Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses kamen in dieser ersten Runde gerade einmal vier aus diesem Bereich. "Die Erfolgsquoten spiegeln ganz bestimmt nicht die Leistungsfähigkeit der Geistes- und Sozialwissenschaften wider", sagte damals der Berliner Politologe Michael Zürn.

In der zweiten Runde der Exzellenzinitiative wurden vor drei Wochen weitere 2,4 Milliarden Euro Forschungsmittel an Universitäten verteilt - und diesmal kann die federführende Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) auch den Geisteswissenschaften gute Nachrichten bieten: Nach neuesten Zahlen der DFG profitieren Projekte von Geistes- und Sozialwissenschaftlern deutlich stärker als bisher.

Bei den Graduiertenschulen stehen sie mit 36 Prozent der geförderten Einrichtungen mittlerweile auf Platz eins der Forschungsbereiche und haben damit die Lebenswissenschaften, also Medizin, Biologie und verwandte Fächer überholt. Einen leichten Rückgang haben die Geisteswissenschaftler allerdings bei den großen Forschungsverbünden, den Exzellenzclustern, zu verzeichnen: Hier stammen nur noch 14 Prozent der Vorhaben statt bisher 16 Prozent aus ihrem Themenbereich.

Diese standen bei den Clustern von jeher an letzter Stelle - das ist traurig, aber damit zu erklären, dass ihre Vorhaben nicht so für forscherübergreifende Programme geeignet seien, wie etwa Naturwissenschaften, wie der damalige Chef des Wissenschaftsrates und künftige DFG-Präsident Peter Strohschneider sagte. Eine Analyse von Texten oder Daten lässt sich eben leichter alleine meistern als etwa die Entwicklung neuer Biokraftstoffe. Zusammengerechnet aber, sagt der scheidende DFG-Präsident Matthias Kleiner, stellen Geistes-und Sozialwissenschaften "insgesamt das zweitgrößte Kontingent, noch vor den Natur- und den Ingenieurwissenschaften". Das war zu Beginn der Initiative nicht zu erwarten.

© SZ vom 09.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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