Nachmittags kurz vor drei ist die entscheidende Email angekündigt, dann werden 16 Uni-Rektoren in Hochspannung vor ihren Computern sitzen. Das Schreiben wird sie darüber informieren, ob ihre Hochschule weiterhin - oder erstmals - den Titel "Eliteuniversität" führen darf. Es geht also darum, ob gefeiert oder eine Krisensitzung einberufen wird, und es geht um Millionen: jede Hochschule, die als "Elite-Uni" anerkannt ist, kann allein dafür mit zehn bis 15 Millionen Euro extra im Jahr rechnen.
Doch in Bonn fallen an diesem Freitag noch weiterreichende Entscheidungen im Rahmen der sogenannten Exzellenzinitiative. Ein Gremium aus Forschern und den Wissenschaftsministern aus Bund und Ländern entscheidet über die Vergabe von insgesamt 2,7 Milliarden Euro für die Forschung der kommenden Jahre.
Es ist die größte staatliche Fördersumme seit der bislang letzten Exzellenzrunde der Jahre 2006/2007, die hier verteilt wird. Die deutsche Hochschullandschaft wird damit ein Stück weit neu gestaltet. Erklärtes Ziel der Bund-Länder-Initiative ist es, international beachtete Spitzenforschung zu fördern sowie Nachwuchswissenschaftler anzuziehen.
Bislang gibt es neun Elite-Unis, darunter die beiden Universitäten in München, die Freie Universität Berlin und die Universitäten Freiburg und Heidelberg. Alle diese Hochschulen wollen ihren Titel behalten, doch sie konkurrieren mit sieben neuen Antragstellern. Schon jetzt ist klar, dass bisherige Titelträger zu Gunsten neuer Universitäten den Elite-Status verlieren werden. Denn Bund und Länder hatten zum Start der Initiative vereinbart, dass höchstens zwölf Hochschulen diesen Titel erhalten sollen, darunter sollen fünf neue sein. Damit würden mindestens zwei bisherige ausscheiden.
Als aussichtsreicher Kandidat, den akademischen Adelstitel erstmals zu erhalten, gilt die Technische Universität Dresden. Sie wäre die erste ostdeutsche Hochschule, die diesen Status erringt. Neue Anträge gestellt haben zudem Köln, Bochum, Tübingen, Bremen und die Humboldt-Universität in Berlin.
Organisiert wird die Entscheidung federführend von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Wissenschaftsrat. Dort legt man Wert darauf, dass die Beschlüsse streng nach wissenschaftlichen Leistungen und nicht nach Regional-Proporz gefällt werden sollen und verweist auf die Zusammensetzung des Entscheidungsgremiums. Dort stimmen 39 Wissenschaftler ab, die 16 Wissenschaftsminister der Länder und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), die alleine über 16 Stimmen verfügt. Die Wissenschaftler bilden also in dem Gremium die Mehrheit.
Neben dem prestigeträchtigen Elite-Titel entscheidet die Runde über die Förderung von großen Forschungsprojekten, sogenannte Exzellenzcluster, und Graduiertenschulen, in denen sich Nachwuchswissenschaftler entfalten sollen. Hier ist die Förderung breiter angelegt, bislang wurden 56 Vorhaben an 37 Hochschulen gefördert, für die neue Runde liegen mehr als 120 Anträge vor. Ministerin Schavan würdigte am Donnerstag die Exzellenzinitiative. Der Wettbewerb habe die Hochschulen nicht nur an der Spitze, sondern auch "in der Breite verändert", sagte sie.