Brennpunktlehrer:Zeki Müller

(Foto: Constantin Film Verleih/dpa)

Von Mareen Linnartz

Lehrer in Filmen sahen bis "Fack Ju Göhte" meist so aus: Schmalbrüstig, Brille, hochgeknöpftes Hemd, zu viel Lehrmaterial, zu wenig frische Luft. Bis Elyas M'Barek als Zeki Müller kam. Der Vollprolet mit Tribal-Tattoo und Dosenbier-Vorliebe wird zum Aushilfslehrer einer Problemklasse, um das bei einem Banküberfall erbeutete Geld nach abgesessener Haftzeit unter der neu gebauten Schulturnhalle wieder ausbuddeln zu können. Ein Ex-Knacki unter Studienräten, ein Lebensnaher unter Lebensfremden: Das klingt nach dem perfekten Setting für eine klassische Komödie, aber der Erfolg dieses so klischeebeladenen wie superlustigen Films liegt vor allem an der Figur des Lehrers selbst. Zur Klasse spricht Zeki Müller Kiez-Deutsch, der weinenden Chantal befiehlt er pädagogisch unwertvoll "Heul leise", auf Exkursion geht er mit seinen Schülerinnen und Schülern nicht ins Völkerkundemuseum oder zum "Kleinen Prinzen" ins Jugendtheater, sondern zu einem Kumpel aus früheren Tagen: "Einige von euch wollen später Drogenboss werden, das hier ist ein Heroinabhängiger." Mehr Herzensbildung und weniger Bildungsbürgertum, die unterschwellige Botschaft könnte man ein wenig schlicht finden, aber am Ende ist Zeki Müller in seiner unorthodoxen Art ja vor allem eines: glaubwürdig. Und die Glaubwürdigkeit eines Lehrers und einer Lehrerin, das weiß man heute, hat einen der größten Effekte auf den Lernerfolg - weswegen im dritten Teil von "Fack ju Göhte" dann hollywood-erlösend alle aus der früheren Problemklasse ihr Abi bestehen. Und Zeki Müller ist ein geläuterter Lehrer mit Brille auf der Nase geworden.

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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