Zugspitzlauf:Tragische Verantwortung

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Das Urteil polarisiert. Doch der Freispruch im Zugspitzprozess ist ein über den Sport hinausgehender Appell: Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Birgit Lutz-Temsch

Es ist ein Urteil, das ohne Zweifel polarisieren wird. Schon die Debatte um den Zugspitzlauf von 2008, bei dem zwei Menschen starben, wurde mit extremen Argumenten geführt. Die einen wollten in den Läufern nur ein paar Verrückte sehen, die nicht einmal das Geld für die Bergrettung wert waren. Andere verurteilten den Veranstalter als gewissenlos. Eine dritte Fraktion fürchtete amerikanische Klage-Verhältnisse.

Beim diesjährigen Zugspitzlauf legten die Teilnehmer eine Gedenkminute für die Läufer ein, die im Jahr 2008 bei der Veranstaltung gestorben waren. (Foto: Archivfoto: dpa)

Wie so oft, liegt die Wahrheit in der Mitte, und das Gericht hat eine Entscheidung getroffen, die dem allem gerecht wird. Bergläufer sind keineswegs allesamt verrückt, es sind zumeist trainierte Sportler, die sich ihrem Können entsprechenden Anforderungen stellen. Längst ist der Berglauf zum Breitensport geworden.

Zu dem Können eines Bergläufers muss das richtige Einschätzen der Verhältnisse gehören. Es gab am Unglückstag keinen Wettersturz. Es ist ein Naturgesetz, dass die Temperaturen am Gipfel niedriger als im Tal sind; der Schneefall war vorhergesagt. Darauf hat der Veranstalter vor dem Lauf hingewiesen und um adäquate Kleidung gebeten - was bei vielen Sportlern verhallte.

Wenn ein Sportler aber weder die Wolken am Himmel noch die Warnung des Veranstalters ernst nimmt, sondern eigenmächtig entgegen der Empfehlung handelt - dann muss er auch selbst, so tragisch das in diesem Falle ist, die Verantwortung dafür tragen.

Wäre Peter Krinninger schuldig gesprochen worden, hätte künftig jeder Veranstalter damit rechnen müssen, für etwaige Verletzungen eines Läufers zur Verantwortung gezogen zu werden, gleich, wie diese zustande kommen.

Der Freispruch kann gleichwohl nicht als Freibrief missverstanden werden. Peter Krinninger hat wiederholt betont, wie schrecklich es ist, dass bei seiner Veranstaltung Menschen zu Tode gekommen sind. Dass er oder andere Laufveranstalter nach dieser Entscheidung leichtfertiger handeln werden, ist nicht anzunehmen. Vielmehr ist dieser Freispruch ein Appell, der über den Sport hinausgeht: Der Aufruf, selbst Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.

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