Zucht:"Der Stier ist ein Sofort-Ejakulator"

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Zuchtbulle "Naz" deckt auf dem Hof der Hellers in Grinzing eine Kuh. (Foto: Matthias Ferdinand Döring)

Auf ihr Sperma kommt es hier an, nicht auf ihr Fleisch: Ein Zuchtbulle kann gut eine halbe Million Euro verdienen - und, sagen manche: die Welt retten.

Von Rudolf Neumaier

Der Bulle ist der Inbegriff von Kraft und Potenz. Weit über eine Tonne bringt er auf die Waage und seinen Besitzern im Idealfallauch einiges an Geld - ein Zuchtbulle kann gut eine halbe Million Euro verdienen. Die meisten Stiere landen heute allerdings in der Mast und werden zu Steaks verarbeitet, ehe sie einen anständigen Stiernacken ausgebildet haben. Nur die Elite lebt länger: Sie kommt in die Zucht - und wird gehandelt wie Stars. Bei Großviehmärkten werden sie versteigert - für besonders prächtige Burschen gibt es ein paar tausend Euro, der Rekord in Bayern liegt bei 143 000 Euro. Auf ihr Sperma kommt es hier an, nicht auf ihr Fleisch.

Die Bullen Jetzendorf und Naz sind im vergangenen Dezember in Mühldorf unter den Hammer gekommen. Sie waren da ziemlich genau ein Jahr alt. Bei den regelmäßigen Besuchen in den vergangenen acht Monaten machten beide einen munteren Eindruck. Naz steht auf einem Bauernhof in der Nähe von Wurmannsquick in Niederbayern und begattet sehr souverän die Kühe, die mit ihm im Stall stehen. Jetzendorf lebt in einer Besamungsstation in Grub nahe München. Dort sind neben ihm gut fünf Dutzend andere Zuchtbullen zwei Mal pro Woche als professionelle Samenspender im Einsatz. Auch er erledigt seinen Job zur vollsten Zufriedenheit seiner Tierpfleger.

Dass die Bullen in Grub beim Absamen keine Kühe begatten, scheint ihnen ziemlich egal zu sein. Eine willkommene Abwechslung ist der produktive Körperkontakt allemal: Die Zuchtstiere in der Besamungsstation bespringen sehr geduldige Stallgenossen, und der Absamer muss sehr flink sein, um ihr Ejakulat in ein Röhrchen zu bekommen. "Der Stier ist ein Sofort-Ejakulator", sagt der Fachmann Hans Holzer, den sie in Bayerns Tierzuchthallen Stierflüsterer nennen. Weil er angeblich die Vorlieben aller bayerischen Zuchtbullen kennt.

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