Wolnzach:Grünes Gold

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Einträglich: Die Hallertau ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Erde. (Foto: Armin Weigel/dpa)

In Wolnzach, dem Mittelpunkt des Anbaus, dreht sich alles um Hopfen

Ach, wenn doch nur alle so wären wie die Japaner, wie die Italiener und erst die Amerikaner. Wenn die einmal in Fahrt sind, ist nichts mehr vor ihnen sicher: Hopfen-Badesalz, Hopfen-Schokolade, Hopfen-Schnaps, Keramikschalen in Hopfenform, Hopfen-Schmuck. Nicht zu vergessen die ganze Literatur. Hopfen ist ein internationaler Verkaufsschlager, gerade im Deutschen Hopfenmuseum in Wolnzach. Nur kommen nicht immer so viele ausländische Gäste, wie es sich Museumsleiter Christoph Pinzl vielleicht wünscht. Dabei liegt hier auch jeder richtig, der sich ganz allgemein für Bier interessiert.

Mit einem Drittel des weltweit produzierten Hopfens ist die Hallertau das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Erde, und in Wolnzach - 50 Kilometer nördlich von München - befindet sich zweifellos sein Zentrum. Hier residiert das Haus des Hopfens, in dem sich Verbände und Firmen organisieren. Gegenüber steht das Hopfenmuseum, vor dem wiederum verschiedene Hopfenpflanzen mit schönen Namen wie "Hallertauer Tradition", "Herkules", "Saphir" und "Perle" bis zu acht Meter in die Höhe wachsen. Alle diese Sorten und noch einige mehr wurden und werden im Hopfenforschungsinstitut Hüll vor den Toren Wolnzachs entwickelt.

Mehr als 20 000 Gäste besuchen Jahr für Jahr das Hopfenmuseum, das längst ein Erlebnishaus geworden ist. Denn allein mit Schautafeln und Ausstellungsstücken fällt es schwer, sich gegen die Freizeitkonkurrenz zu behaupten - so wissenswert die Geschichte des Hopfens als Heilpflanze und Wirtschaftsfaktor ("grünes Gold") auch ist. Im Angebot stehen daher wahlweise Bierseminare, Hausmessen für Firmen, Bierproben mit Hopfenkäse oder sogar ein Sechs-Gänge-Biermenü. Dank einer Schaubrauerei, die ein Landwirt vor Jahren noch selbst nutzte, können Besucher nachvollziehen, wie der Weg von Wasser, Hopfen und Malz zum fertigen Endprodukt tatsächlich funktioniert. Da trifft es sich gut, dass Museumsleiter Pinzl außerdem über eine Ausbildung zum Biersommelier verfügt und viel über Geschmack und Trends zu berichten vermag.

Mehr als 300 Aromakomponenten enthält das Öl des Hopfens. Als ob das nicht reichte, wurden vor dem Reinheitsgebot von 1516 noch fleißig weitere Zutaten ins Bier gemischt: Kirschen, Lorbeer oder sogar Rinde. Heute gibt es andere Möglichkeiten, die Geschmacksvielfalt zu erhöhen. Hopfensorten mit Mandarinen- oder Beerenaromen finden zunehmend Abnehmer. "Fruchtig wird wieder betont", sagt Pinzl, besonders in den USA. Der Siegeszug der Craft Breweries, die für ihre Biere ein Vielfaches mehr an Hopfen verwenden als deutsche Brauer, hält ungebrochen an.

Doch so gern die Gäste aus Übersee in Wolnzach gesehen sind, an Potenzial in der Heimat mangelt es nicht. Vor 30 Jahren habe man in der Hallertau kaum ein Kind gefunden, das einem nicht alles über Hopfen erzählen habe können, sagt Museumsleiter Pinzl. Heute sei es genau anders.

© SZ vom 04.08.2015 / wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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