Wiesenthau:Kurz, aber teuer

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72 000 Euro soll ein Ort für Glasfaser ausgeben - für 200 Meter

Von Maximilian Gerl, Wiesenthau

Was bekommt man für 72 000 Euro? "Ein anständiges Auto", sagt Bürgermeister Bernd Drummer. Oder 200 Meter Glasfaser. So viel soll es seine Gemeinde Wiesenthau kosten, um die Internetkabel von der Grundschule bis zum nächsten Verteilerkasten zu legen. 72 000 Euro für 200 Meter Kabel - ist das nicht ein bisschen viel? Drummer formuliert es mal so: "Als ich den Preis gesehen habe, dachte ich, das kann ja nicht sein."

Doch, so ist es. Auch, weil zwischen Theorie und Praxis bisweilen eine Lücke klafft. In der Theorie soll ganz Bayern flächendeckend mit "schnellem Internet" versorgt werden, in der Praxis gibt es immer wieder Hemmnisse. Wie in Wiesenthau, Landkreis Forchheim. 1700 Einwohner stark und seit neuestem um eine Breitbandgeschichte reicher.

Anruf bei Bürgermeister Drummer. Schwer zu sagen, über was er sich mehr wundert: das Medienecho - oder über die Summe, die er aufbringen soll, um die örtliche Grundschule ans Glasfasernetz anzuschließen. "Lassen Sie es vielleicht 220 Meter sein", sagt Drummer, es sei in jedem Fall viel Geld. Das er mangels Alternativen ausgeben wird. "Muss ich ja fast machen."

Tatsächlich ist es mit ein bisschen Buddeln nicht getan: Es gehört Sachverstand dazu, Glasfaser zu verlegen. Doch dem Tiefbau geht es wie vielen Gewerken in Bayern. Die Auftragsbücher sind voll, Fachkräfte kaum zu finden. Das kann Wartezeiten und Kosten nach oben treiben. Und unter den Breitbandanbietern herrscht im ländlichen Raum wenig Konkurrenz. In Wiesenthau etwa hatte die Telekom ein früheres Erschließungsprojekt realisiert, seitdem sind dort Bandbreiten zwischen 30 und 50 Mbit pro Sekunde verfügbar. Weil aber der potenzielle Kundenstamm und damit auch der potenzielle Gewinn klein ist, gibt es für andere Anbieter kaum Anreize, dort zu investieren. Kein Wunder, dass nur die Telekom Bürgermeister Drummer ein neues Angebot unterbreiten konnte.

Immerhin: Der Freistaat unterstützt mit einer Förderung Ausbauvorhaben wie das in Wiesenthau mit bis zu 50 000 Euro. Die restliche Summe sei kein Problem, sagt Drummer: "Uns geht's gut, wir haben keine Schulden." Aber: "Was weg ist, ist weg." Er sei jetzt in Abstimmung mit der Telekom. Und auch wenn es seiner eigenen Gemeinde zupass käme: Von einer Erhöhung der Fördersumme hält Drummer nichts. "Am Ende zahlen's ja doch wieder die Leute."

© SZ vom 21.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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