Weißenohe:Überragendes Bauwerk

Lesezeit: 2 min

Ausbaufähig: In die Anlage des Klosters Weißenohe sollen sieben Millionen Euro investiert werden. (Foto: prz)

Musik könnte das Weißenoher Kloster vor dem Verfall retten

Von Olaf Przybilla, Weißenohe

Ein ehemaliges Benediktinerkloster, das zu verfallen droht, ist ohnehin eine Schmach. Aber richtig brenzlich wurde die Lage im Jahr 2008, als Nazis die Außenflächen des Weißenoher Klosters anmieteten, alles zwischen Kinderspielplatz, Kirche und Friedhof. Von ein paar hundert Euro Mietgebühr war die Rede, es kamen dann Rechtsextremisten aus halb Europa zur mit einiger Sicherheit gruseligsten Veranstaltung in der Geschichte dieser Gemeinde. Für einen Mann wurde das sogenannte Fest der Hassredner zur besonderen Bedrohung. Michael Helmbrecht war das Gesicht des Gräfenberger Widerstands gegen die Monat für Monat aufmarschierenden Braunen. Und dieses "Fest" fand nun exakt an seinem Gartenzaun statt. Man hätte sich die Hand geben können über den Zaun. Theoretisch. Ein furchtbarer Tag für Weißenohe.

Bürgermeister Rudolf Braun will es nicht so verstanden wissen, dass man sich erst seit diesem Tag Gedanken gemacht hätte. Ein verfallendes Kloster, das von überallher sichtbare Schmuckstück der Gemeinde, ein im Wortsinne alles in Weißenohe überragendes Bauwerk - das war schon auch ohne Nazis im Vorgarten ein paar grundsätzliche Gedanken wert. Aber richtig, als dann diese bizarren Bilder aus Weißenohe zu sehen waren, diese Belagerung in Sichtweite einer der schönsten Barockkirchen dieser Gegend, da wurden auch andere aufmerksam. Schließlich kennt man Weißenohe, der Ort liegt ja direkt an der Bundesstraße 2 zwischen Bayreuth und Nürnberg. Und diese Straße ist nicht nur an Sommerwochenenden der Zubringer in eine der schönsten Erholungsgebiete Süddeutschlands: die Fränkische Schweiz. Direkt an der Straße liegt das ehemalige Kloster. Selbst wenn man wollte, man könnte es gar nicht übersehen.

Warum es so weit kommen musste mit der Not des Klosters, Bürgermeister Braun könnte da einiges erzählen. Am Tiefpunkt wurde der Bau Opfer von Finanzinvestoren, geschlossener Immobilienfonds, fatale Geschichte. Als dann die Idee mit der Chorakademie geboren wurde, kurz nach der Neonazibelagerung, wirkte das wie eine Befreiung. Würde sich die Idee von der Akademie des Fränkischen Sängerbundes realisieren lassen, wäre das zumindest für Süddeutschland ein herausragendes Projekt. 50 000 Sänger aus Nordbayern sind in dem Bund organisiert, in 1800 Chören.

In Weißenohe könnten sich die Sänger in Seminaren austauschen und weiterbilden lassen. Und weil das realistischerweise vor allem am Wochenende passieren dürfte, hofft Braun auch auf das Interesse an Seminarräumen etwa der Nürnberger Messe, der Universität, von Fraunhofer- und Planck-Gesellschaft. Eine Investition von sieben Millionen Euro ist geplant, das wäre mit Hilfe der Städtebauförderung gut zu schultern, sagt Braun. Woran es hakt momentan, sind die Folgekosten, da darf der Förderverein auf deutlich weniger Unterstützung hoffen. Die Akademie für die Sänger aus Franken aber wird kommen - da ist sich Braun sicher.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: