Wallenfels:Staatsanwalt fordert lebenslange Haft für Mutter von acht toten Babys

Lesezeit: 1 min

Die Angeklagte im Gerichtssaal. (Foto: AP)
  • Im oberfränkischen Wallenfels waren in einem Wohnhaus acht tote Babys gefunden worden.
  • Die Mutter hat die Tat im Prozess in Coburg gestanden.
  • Der Staatsanwalt spricht davon, dass sie aus niederen Beweggründen gehanelt habe. Nun drohen ihr 20 Jahre Haft.

Für die Mutter der acht toten Babys von Wallenfels hat der Staatsanwalt eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes in vier Fällen gefordert. Außerdem beantragte er, eine besondere Schwere der Schuld festzustellen. In diesem Fall müsste die Frau voraussichtlich mindestens etwa 20 Jahre im Gefängnis bleiben.

"Es gab keine Drucksituation, keine Nötigungssituation", sagte Oberstaatsanwalt Martin Dippold im Prozess in Coburg. Die 45-Jährige habe aus niederen Beweggründen gehandelt.

Wallenfels
:Frau soll ihre Babys aus sexuellem Egoismus getötet haben

In ihrer Wohnung im oberfränkischen Wallenfels wurden acht Säuglingsleichen gefunden. Nun muss sich die Mutter wegen Mordes verantworten.

Von Hans Holzhaider

Für den Vater der Babys forderte Dippold vier Jahre Haft wegen Beihilfe zum Mord in vier Fällen: Er habe von allen acht Schwangerschaften gewusst und seiner Frau die Sicherheit gegeben, die Taten ausführen zu können.

Zum Prozessauftakt hatte die Mutter über ihren Anwalt eingeräumt, mehrere Säuglinge getötet zu haben. Ein psychiatrischer Gutachter erklärte die 45-Jährige für voll schuldfähig. Sie habe weder eine psychische Krankheit noch sei sie alkoholsüchtig.

Der Verteidiger der Frau verzichtete auf eine konkrete Strafforderung. "Finden Sie eine Strafe, die auch der Not meiner Mandantin gerecht wird", sagte der Anwalt Till Wagler am Freitag vor dem Landgericht Coburg. Die 45-Jährige habe die erste Schwangerschaft nach der Geburt ihrer lebenden Kinder verdrängt. Deshalb sei sie bei der Geburt in Panik geraten und habe das Kind getötet.

"Das mag für uns alle wirklichkeitsfremd erscheinen. Aber das ist ein Phänomen, das auch erforscht wurde", sagte Wagler. Die Frau wiederholte das danach mehrfach. "Sie hat aus dem ersten Mal nicht gelernt." Wie das juristisch zu bewerten sei, wolle er bewusst offen lassen.

Acht Babyleichen waren im vergangenen November in Wallenfels (Landkreis Kronach) gefunden worden; bei vier konnte nicht geklärt werden, ob die Kinder nach der Geburt lebten und ohne medizinische Hilfe lebensfähig waren. Die acht Säuglinge waren in Plastiktüten und Handtücher gewickelt und versteckt worden.

Die Eltern haben gemeinsam noch drei lebende Kinder und jeweils zwei Kinder aus erster Ehe. Das Paar hatte sich vor dem Fund der Leichen getrennt.

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Babyleichen in Wallenfels
:Verdrängen, gebären, töten

Was ist das für eine Frau, die in Wallenfels acht ihrer Babys umgebracht haben soll? Ihr mitangeklagter Mann beschreibt sie als schlechte Hausfrau - und normale Mutter.

Aus dem Gericht von Hans Holzhaider

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: