Wahlkampf in Bayern:Ude, Hof und das Erzgebirge

Lesezeit: 1 min

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude will im Herbst bayerischer Ministerpräsident werden. (Foto: dpa)

Mit seinen mangelnden Geographie-Kenntnissen hat Christian Ude schon einmal für Gelächter gesorgt. Diesmal trifft seine Ortsverwirrung aber nicht Franken, sondern ausgerechnet jenen Bereich auf der Landkarte, wo sich die Bürger sowieso benachteiligt fühlen.

Von Katja Auer

Harald Fichtner ist Lokalpatriot. Er mag Hof. Schon rein dienstlich, schließlich ist er der Oberbürgermeister, aber nicht nur. Und er findet, dass andere Hof auch mögen sollten. Deswegen mag es Fichtner nicht, wenn jemand sagt, dass Hof der letzte Zipfel von Bayern ist oder dass Hof gar keinen Flughafen braucht.

Geschweige denn sowas wie, dass dort der Hund verreckt ist, wie es offenbar der bayerische Beamtennachwuchs befürchtet. Der werde nämlich von der Karriere in den Amtsstuben abgeschreckt, weil die Laufbahn an der Beamtenfachhochschule in Hof beginne, sagte jüngst Münchens Personalreferent Thomas Böhle. In Hof, "300 Kilometer nördlich von München, nahe der tschechischen Grenze".

Rein geografisch stimmt das zwar, aber diese "Großstadtarroganz" lässt Fichtner (CSU) nicht auf Hof sitzen. Da ist er empfindlich. Er hat einen Brief an Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) geschrieben, dass der gefälligst weiterhin die Beamten-Jungspunde nach Hof schicken soll, wenn schon "Tausende junger Lehrer, Polizisten und Beamten aus dem Norden Bayerns" nötig sind, um das öffentliche Leben in München und Oberbayern aufrecht zu erhalten. Strukturpolitik eben.

Der Landtagsabgeordnete Alexander König (CSU) sandte gleich einen hinterher. "Ein Studium in einer Stadt im Herzen Deutschlands und Europas, unter anderem an der Grenze zu unserem Nachbarland Tschechien, erweitert gerade den Horizont der Münchner Studenten ungemein", schreibt er. Für den späteren Staatsdienst sei es unerlässlich, alle Teile Bayerns und deren Geschichte und Geografie bestens zu kennen.

Da wird ihm Ude nur zustimmen können, der nach der Landtagswahl ja auch eine Art Staatsdienst anstrebt und sich deshalb längst nicht mehr nur für München interessiert. In einem Interview mit dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt lobte er kürzlich den kulturellen Austausch zwischen Stadt und Land und nannte als gelungenes Beispiel den früheren Nockherberg-Fastenprediger Michael Lerchenberg, der "inzwischen auch ein toller Intendant im Erzgebirge für die dortigen Festspiele" sei. Ude meinte wohl die Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel. Das liegt im Fichtelgebirge.

© SZ vom 17.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: