Vorschlag von Heubisch:Semester Generale

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Minister Wolfgang Heubisch will die Zahl der Studienabbrecher senken - und vor dem eigentlichen Studienstart ein Orientierungssemester einrichten. Wenn Universitäten dies anbieten, soll es für alle Studenten verpflichtend sein.

Sebastian Krass

Mit einem Orientierungssemester vor dem eigentlichen Studienstart will Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch die Abbrecherquoten in Bayern senken. Er wolle ein solches "Semester Generale" gesetzlich verankern, sagte er am Montag. Ob sie es dann einführen oder nicht, will der FDP-Politiker den einzelnen Universitäten und Fachhochschulen überlassen. Wenn sie es aber tun, müsse es für alle Studenten verpflichtend sein und sich über alle Fachrichtungen erstrecken.

Besuchen Bayerns Studenten bald Vorlesungen im Semester Generale? (Foto: dpa)

Ein Orientierungssemester hätte Heubisch zufolge mehrere Funktionen: Es soll Studenten einen Überblick über verschiedene Studiengänge verschaffen und ihnen damit eine fundiertere Wahl ihres Fachs ermöglichen. Das Orientierungssemester soll aber auch dazu dienen, mögliche Defizite aus der Schule - etwa in Mathematik - zu schließen. Denn besonders in den ersten Semestern naturwissenschaftlich-technischer Fächer sind die Abbrecherquoten immens. "Und es muss auf jeden Fall Ethik dabei sein", betont Heubisch. Gerade in technischen Fächern sollten die Studenten sich frühzeitig damit auseinandersetzen, welche gesellschaftlichen Folgen ihr Tun haben könnte.

Zur neuen Legislaturperiode will er mit einem oder mehreren Pilotprojekten starten. Ob ein Orientierungssemester auch als offizielles Hochschulsemester gerechnet wird und wie das mit dem Bafög zu vereinbaren ist, müsse man klären. Ebenso wie die Frage, ob Hochschulen durch das Vorab-Semester Zusatzkosten entstehen.

Bei den Hochschulpolitikern der anderen Landtagsfraktionen stieß Heubischs Vorschlag auf geteiltes Echo. "Das hätte meine Zustimmung", sagte der Koalitionskollege Oliver Jörg (CSU). Michael Piazolo von den Freien Wähler hingegen hält Heubischs Idee für "wenig zielführend". Da wolle jemand die Fehler aus der G8- und der Bologna-Reform ausbügeln. Isabell Zacharias (SPD) sagte: "Ein Studium generale täte jedem gut, aber man sollte so ein Semester nicht auch noch mit Nachhilfeunterricht überfrachten."

Den Chef der Vereinigung der bayerischen Unis, Godehard Ruppert, erinnert Heubischs Idee an das "Freshman"-Jahr in Nordamerika, "bei dem all das Fachspezifische nachgeholt wird, was die Schule nicht geleistet hat". Eine solche Einrichtung hält er inzwischen auch in Deutschland für sinnvoll. Denn grundsätzlich hätten viele junge Menschen zu wenig Zeit, sich zu orientieren. "Das sollte bei uns aber nur Angebotscharakter haben für die, die es brauchen oder wollen", betonte der Präsident der Universität Bamberg. Eine für ganze Hochschulen verpflichtende Einführung, wie sie Heubisch vorschwebt, lehnt Ruppert ab.

© SZ vom 11.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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