Vorm Fest:Fröhliche Weinnacht

In Nordheim steht jetzt ein ganz besonderer Christbaum - dem Winzerort angemessen

Von Olaf Przybilla, Nordheim

Im Grunde braucht die Gemeinde Nordheim gar keine Werbung. An der Mainschleife gelegen, dort also, wo dieser Fluss noch Fluss und nicht Bundeswasserstraße ist. Über den Altmain setzt eine Fähre, wenn man am anderen Ufer angekommen ist, darf man einen der herrlichsten Weinsteilhänge erklimmen, die es unter der fränkischen Sonne gibt. Wem es an der Mainschleife nicht gefällt, der sollte ein ernsthaftes Gespräch mit dem Optiker seines Vertrauens in Erwägung ziehen. Und trotzdem: Wenn Jubiläum ist, dann wollen Gemeinden das gebührend zu erkennen geben, egal wie arg man es nötig hat. Und so, sagt Bürgermeister Guido Braun, sind sie in Nordheim auf den Gedanken gekommen, dass man die Feierlichkeiten zum 1100-jährigen Ortsgeburtstag abrunden müsste. Stimmungsvoll sollte es sein, womöglich etwas mit dem Werk der hochdekorierten Ortswinzer zu tun haben und halt in die kalte Jahreszeit passen.

Ergebnis des Brainstormings: ein Weihnachtsbaum aus 1099 Minibocksbeuteln (und einer Sektflasche als Spitze). Wohlgemerkt, ausschließlich leere Ware habe man verwendet, sagt der Bürgermeister, "sonst wär'mer da no' ned fertig". Mehr als fünf Meter hoch ist die Stahlkonstruktion, die praktischerweise im Betrieb des Bürgermeisters angefertigt wurde, der ist gelernter Schlosser. Allein im Extrem-Bocksbeutelaufbohren gab es keine maximalen Erfahrungswerte, die aber sind inzwischen hinreichend eingeholt. Der Bocksbeutelbaum steht also, nur wie man ihn in der Eigenwerbung künftig anpreist - ventiliert wird der Begriff "Weinnachtsbaum" - ist noch nicht ganz raus. "Aber sowas is' uns in Franken eh ziemlich wurscht", sagt der Bürgermeister.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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