Vandalismus von Betrunkenen:Ärger auf den Partymeilen

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Es ist kaum möglich, Vergnügungssucht und Ausgelassenheit in geordnete Bahnen zu lenken: Die meisten Städte in Bayern haben nachts Probleme mit alkoholisierten Ruhestörern - ein Gesetz soll bald ein Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen regeln. Ein Überblick.

Prügeleien, vermüllte Gehwege und Gegröle mitten in der Nacht: Fast alle größeren Städte in Bayern haben Probleme mit Betrunkenen - vor allem unter Jugendlichen hat der Alkoholkonsum stark zugenommen. Viele Städte haben längst zur Selbsthilfe gegriffen und etwa nachts den Verkauf von Alkohol an Tankstellen eingeschränkt. Ein bayernweites Gesetz soll es den Kommunen künftig erleichtern, an öffentlichen Plätzen ein Alkoholverbot zu verhängen.

Erst wird gefeiert, dann randaliert: Die bayerischen Großstädte wollen dem Pobelm mit Betrunkenen nun mit einem Gesetz begegnen. (Foto: iStockphoto)

Augsburg

Augsburgs Vorzeigemeile, die Maximilian- und die Ludwigstraße, ist nur ein Beispiel dafür, wie schwer es ist, Vergnügungssucht und Ausgelassenheit in geordnete Bahnen zu lenken. "Wir haben ein Problem mit Leuten, die in den Clubs so viel Alkohol trinken, dass ihre Hemmschwelle fällt", sagt der Leiter des Augsburger Ordnungsreferats, Volker Ullrich (CSU). Augsburg hat noch mehr Brennpunkte: den Bahnhofsvorplatz, das Umfeld vom Plärrer, den Oberhauser Bahnhof und das Gebiet rund um das Volksfest.

Die Stadt hat längst zur Selbsthilfe gegriffen: Unter anderem schloss sie mit den Tankstellenbetreibern einen Vertrag, sodass diese nachts keinen harten Alkohol mehr verkaufen. Randalierer und Schläger bekommen zudem ein Hausverbot, das gleich für mehr als 30 Kneipen in der Innenstadt gilt. "Das gibt es bereits auch in anderen Städten, neu bei uns ist aber, dass die Wirte diesbezüglich ihr Hausrecht an die Stadt abgegeben haben", sagt Ullrich. Zum Kompromiss der Regierungskoalition meint er, das sei ein "erster Schritt in die richtige Richtung" - aber auch nicht mehr.

Aschaffenburg

Auch in Aschaffenburg sind es nach Angaben der Stadt vor allem junge Menschen, die in öffentlichen Parks und Straßen dem Alkoholgenuss frönen. Die Stadt hat bereits reagiert: In Grünanlagen, auf Spielplätzen und in der Fußgängerzone ist der Alkoholkonsum verboten. Damit die Regeln eingehalten werden, sind neben dem städtischen Ordnungsdienst, der City-Streife und der Polizei auch die sogenannten Freundlichen Uffbasser im Einsatz: Jene suchen - auf freundschaftliche Weise - das Gespräch mit den Jugendlichen. So soll es gar nicht erst zu Schwierigkeiten kommen.

Schließlich befasst sich auch der Runde Tisch mit dem Thema Alkoholprävention: Die Gesprächsrunde diskutiert regelmäßig Probleme in der Stadt. Dabei kommen sowohl Bewohner der Innenstadt als auch Gastwirte, Tankstellenbetreiber, Jugendliche, die Polizei und das Jugendamt zu Wort. Laut Vertretern der Stadt ist die Anzahl der Ordnungswidrigkeiten bereits erheblich zurückgegangen. Dennoch ist man der Meinung: "Die Gesetzesinitiative wäre eine Hilfe, da sie Städten zusätzliche Befugnisse zum Erlass von Alkoholverboten einräumen würde."

Bad Aibling

In der Kurstadt Bad Aibling gibt es bereits seit 2007 eine Satzung, die das Trinken von Alkohol an öffentlichen Plätzen verbietet. Da die dünn besetzte Polizei mit der Überwachung überfordert ist, bezahlt die Stadt einen privaten Wachdienst, der an Brennpunkten wie einer Tiefgarage, dem Kurpark oder dem Bahnhofsvorplatz nachts Streife geht. Erwischen die Kontrolleure dort Trinker, konfiszieren sie die Flaschen und schütten deren Inhalt weg. Meistens handelt es sich um Wodka, oft auch um Bier.

Das strikte Vorgehen wird bisher klaglos akzeptiert. "Überraschenderweise gab es deshalb noch kein einziges Mal eine Beschwerde oder gar Anzeige", sagt Bürgermeister Felix Schwaller (CSU). Der Vandalismus von Betrunkenen sei deutlich zurückgegangen. Die entfallenden Reparaturen finanzierten die Stadtstreifen, die wiederum zu einem besseren Sicherheitsgefühl der Bürger gerade nachts führten. Ein neues Gesetz könne die in Bad Aibling eingeführte Praxis lediglich bestärken, indem sie für eine stärkere Legitimation sorge, sagt der Bürgermeister. Denn Satzungen wie in Bad Aibling gelten als rechtlich angreifbar.

Landshut

Am Freitag hat in Landshut die Frühjahrsdult begonnen, nun werden die Behörden wieder besonders genau hinsehen. Sie wissen, dass Jugendliche gerne mit dem Maßkrug vom Bierzelt ans Isarufer weiterziehen. Auch die Problemzone in der Innenstadt befindet sich an der Isar: In der Freiluftsaison hagelt es Beschwerden über Ruhestörer an der Mühleninsel. Mehr als die Hälfte der Ordnungswidrigkeiten in Landshut würden von alkoholisierten Personen begangen, schätzt Ordnungsamtsleiter Fritz van Bracht. Dabei gibt es in der niederbayerischen Bezirkshauptstadt seit Jahren eine Sicherheitssatzung, die das Trinken von Alkohol an öffentlichen Plätzen untersagt. Wer sich "in einen Rausch oder rauschähnlichen Zustand" versetze, muss damit rechnen, von der Polizei aufgegriffen zu werden. Grundsätzlich unterstützt van Bracht ein Alkoholverbot für bestimmte Plätze.

Regensburg

In Regensburg gibt es nicht nur Tankstellen, sondern sogar einen Partyservice an die Donau, bei dem sich Feierwütige eindecken können. Für problematisch hält Rechtsreferent Wolfgang Schörnig zudem die zahlreichen Billigangebote, mit denen die Gastronomie auf Kundenfang gehe. Die Stadt fährt bei ihren Veranstaltungen eine klare Linie: Bei keinem ihrer Feste werden Spirituosen ausgeschenkt, lediglich auf der Dult kann man einen Schnaps bestellen. Dass Städte ein Alkoholverbot für bestimmte Plätze aussprechen dürfen, hält Schörnig für dringend erforderlich. Eine ähnliche Resolution hatte Regensburg schon einmal an die Staatsregierung geschickt. Allerdings sei dies nur ein erster Schritt, dem weitere folgen müssten. "Wir wollen eine lebendige Stadt bleiben", sagt der Rechtsreferent, doch alles habe seine Grenzen - etwa wenn Hunderte Feiertouristen um die Häuser zögen. Viele reisen mit dem Zug an, denn Regensburg ist als Partystadt in ganz Bayern geschätzt.

© SZ vom 23.04.2012/apop/wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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