Unterfranken:"Dass sowas abstürzt, ist völlig unerklärlich"

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  • Ein tonnenschweres Teil der Autobahnbrücke kracht während Bauarbeiten bei Werneck in Unterfranken zu Boden.
  • Mindestens ein Mensch stirbt, weitere elf Personen wurden schwer verletzt.

Nach dem tödlichen Unfall beim Bau an einer Autobahnbrücke in Unterfranken setzen die Ermittler ihre Arbeiten am Donnerstag fort. Die Baustelle ist inzwischen gesichert, sie würde nun behandelt "wie ein Tatort, an dem nichts verändert werden kann", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken in der Nacht zum Donnerstag.

Nachdem der Rettungseinsatz am Mittwochabend beendet worden ist, gehen die Ermittler davon aus, dass sich unter den Trümmerteilen keine Menschen mehr befinden. Die Polizei habe am Mittwochabend alles abgesichert und sichergestellt, "dass nichts beiseite geräumt werden kann", sagte Gerhard Eck, Staatssekretär im bayerischen Innen-, Bau- und Verkehrsministerium.

Eck warnte vor falschen Schlüssen und Panik - vor allem in Bezug auf Hunderte ähnliche Baustellen in Deutschland. "Wir sollten keine Unsicherheit verbreiten", sagte der CSU-Politiker. Es müsse sorgsam aufgearbeitet werden, was genau passiert ist. "Wenn's denn dann Fehler waren, menschliche Fehler, technische Fehler, dann muss das einfach bis ins feinste Detail geklärt sein." Danach könne über weitere Konsequenzen gesprochen werden.

Franken
:Baugerüst an Autobahnbrücke eingestürzt - mindestens ein Toter

Das Unglück ereignete sich auf einer Baustelle an der A7 in Unterfranken. Mehrere Menschen wurden verschüttet und schwer verletzt.

Am Mittwochnachmittag war ein frisch betoniertes Teil am Ersatzneubau der Talbrücke Schraudenbach für die viel befahrene Autobahn 7 bei Werneck etwa 20 Meter abgestürzt und hatte ein Gerüst mitgerissen. Das Unglück ereignete sich direkt über einer Landstraße, die unter der Brücke entlang führt.

Ein Bauarbeiter kam ums Leben, elf Personen wurden schwer verletzt. Diese Zahlen teilten Polizei und Bayerisches Rotes Kreuz am Donnerstag übereinstimmend mit. Unklarheit gibt es noch zur Zahl der Leichtverletzten: Während das BRK die Zahl von zehn Leichtverletzten nannte, sprach die Polizei von nur drei leicht verletzten Bauarbeitern und einem Schaulustigen, der mit seinem Motorrad gestürzt sei.

Die Experten sind sprachlos

Bei der Baustelle handle es sich um ein sogenanntes aufgelagertes Betoniersystem, von unten aufgebaut mit Schalung. "Dass sowas abstürzt, ist völlig unerklärlich", sagte der gelernte Maurer und frühere Bauleiter Eck. "Und auch die Baufirma genießt einen einwandfreien Ruf", betonte er. "Es stehen alle Fachleute hier und sind sprachlos."

Die Talbrücke Schraudenbach bei Werneck in Unterfranken ist etwa 50 Jahre alt. Wegen der Materialermüdung des Spannstahls und der für die aktuellen Verkehrsverhältnisse nicht mehr ausreichenden Tragreserven war ein Ersatzneubau nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums zwingend erforderlich geworden. Dieser wird seit Sommer 2015 gebaut. Die Bauarbeiten an der 236 Meter langen Brücke sollen Ende 2017 abgeschlossen sein.

© SZ.de/dpa/vewo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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