Unter Bayern :Guttenberg für Harz und Heide

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Karl-Theodor zu Guttenberg ist zurück aus dem amerikanischen Exil und soll Ministerpräsident von Niedersachsen werden. Und ersetzt in dieser Rolle außerdem Ilse Aigner im Singspiel am Nockherberg

Kolumne von Roman Deininger

München, 1. März. Nach seinem Umzug auf einen Reiterhof bei Osnabrück soll Karl-Theodor zu Guttenberg (CSDU) noch am Wochenende zum Ministerpräsidenten von Niedersachsen gewählt werden. Der amtierende Regierungschef Stephan Weil (SPD) kündigte am Freitag an, seinen Stuhl für Guttenberg räumen zu wollen: "Es gibt einen neuen Platzhirsch in Harz und Heide." Mit seinem Schritt, so Weil, wolle er einer "krachenden Demütigung" bei der Landtagswahl 2022 "zuvorkommen". Guttenberg zollte Weil Respekt für seine Entscheidung: "Politik muss so gestaltet werden, dass sie nicht Eitelkeiten bedient, sondern den Klügsten und Schönsten den Dienst am Volke ermöglicht."

Zuvor hatte Guttenberg den inzwischen zurückgetretenen niedersächsischen CDU-Landeschef Bernd Althusmann als "brachialen Machtpolitiker" kritisiert. "An das intellektuelle Format eines Ernst Albrecht oder Christian Wulff reicht er bislang nicht heran." Es genüge nicht, etwa beim Thema Migration mit "einer plumpen Rhetorik" zu arbeiten. "Ein großer Parteivorsitzender hat auch die Gabe zur Empathie", so Guttenberg. "Das war in den letzten zwanzig Jahren nicht gerade das herausragendste Wesensmerkmal von Bernd Althusmann." Guttenberg betonte, er spreche nur als "politisch denkendes, kritisches Parteimitglied". Allenfalls sei er bereit, sich "an der ein oder anderen Stelle, und sei es an der des Vorsitzenden, mit meinen dürftigen Erfahrungswerten einzubringen".

Unterdessen ging in der Münchner Staatskanzlei der erste runde Tisch zum Singspiel am Nockherberg zu Ende. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) lobte die "positive Energie aller Teilnehmer". Auch die Initiatoren des Volksbegehrens "Rettet die Ilse" berichteten von "konstruktiven Gesprächen". Die Artenschützer hatten am Donnerstag in wenigen Stunden 1,75 Millionen Unterschriften gesammelt, um die geplante Streichung von Ilse Aigner aus dem Figuren-Ensemble des Singspiels zu verhindern. Die Organisatoren des Politiker-Derbleckens machten jedoch deutlich, dass der Schutz Aigners eine "gesamtgesellschaftliche Aufgabe" sei "und nicht nur Sache des Nockherbergs". Als Ersatz für Aigner werde im Übrigen erstmals der niedersächsische Ministerpräsident auftreten.

© SZ vom 02.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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