Unter Bayern :An der bayerischen Küste

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"Bayern ist nicht Küste", hat Ministerpräsident Markus Söder beim Fernsehduell gesagt und damit hat er zweifellos recht. Was aber schade ist

Kolumne von Nadeschda Scharfenberg

Das Fernsehduell hat so einige Erkenntnisse gebracht. Zum Beispiel, dass Markus Rinderspacher, der SPD-Fraktionschef, Pizza aus der Pappschachtel isst, dabei aber Messer und Gabel benutzt. Die Zuhilfenahme von Besteck rettet die Tischmanieren leider auch nicht, zumal es sich bei dem Tisch um Rinderspachers Schreibtisch im Maximilianeum handelt, der dringend mal aufgeräumt werden müsste. Woher man das weiß? Rinderspacher hat das Duell im Beisein von Bild München angeschaut. Dabei herausgekommen ist ein Foto vom Schreibtischschmaus und das Fazit, die Kontrahenten Markus Söder und Ludwig Hartmann hätten sich "viel Zahlensalat an die Köpfe geworfen". Pizza mit Insalata di Numeri, eine feine Kombination.

Eine zweite wichtige Erkenntnis ist geografischer Natur: Bayern ist nicht die Küste. Hat Söder gesagt, und der Faktencheck ergibt, dass das zu hundert Prozent korrekt ist. Andererseits ist es schade, dass Bayern nicht die Küste ist, denn wäre es anders, wäre der Freistaat auf einen Schlag gleich mehrere Probleme los.

Das Windkraft-Problem sowieso, weil die Windräder sich in der neuen steifen Föhn-Brise doppelt so schnell drehen würden. Auch das Wolf-Problem wäre gelöst, das Söder folgendermaßen umrissen hat: "Die Alpen sind gut ohne Wolf ausgekommen. Wenn er Vieh gefährdet, wenn er Menschen gefährdet, muss die Entnahme möglich sein." Hätte Bayern statt der Alpen einen Strand, würde sich der Wolf, anstatt im Wald herumzulungern, lieber in einen Strandkorb fläzen und Rotkäppchen-Sekt trinken. Eine Entnahme des Wolfes würde überflüssig, weil er sich, betrunken wie er ist, selbst entnähme, indem er versehentlich ins Meer wankte und gar jämmerlich ertränke.

Auch den Grünen käme ein küstennaher Freistaat gelegen, denn dann würde es womöglich doch noch was mit dem dritten Nationalpark im bayerischen Wattenmeer. Ach, und wäre das nicht ein schöner Slogan für grüne Wahlplakate? "Gegen einen steigenden Miet- und Meeresspiegel - Ludwig Hartmann wählen!"

Bliebe noch Rinderspacher. Auch er würde profitieren, eine Pizza mit Zahlensalat schmeckt im Strandkorb zehnmal besser als am unaufgeräumten Schreibtisch. Vor allem, wenn der Strandkorb vom Wolf so schön vorgewärmt worden ist.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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