Was nichts kostet, ist nichts wert. Mit diesem Argument verteidigen die Befürworter - allen voran die Liberalen - die Studiengebühren seit Jahren. Wer für seine Hochschule bezahle, wisse deren Bildungsangebote besser zu schätzen und bringe mehr Leistung. Mit Bafög, Stipendien und staatlichem Kredit sei zudem für soziale Gerechtigkeit gesorgt, sodass niemand aus finanziellen Gründen auf ein Studium verzichten müsse. So weit die Theorie - inspiriert von einer Zeit, in der es tatsächlich noch Bummelstudenten gab.
Heute sieht die Realität aber anders aus. Wer zum Studieren in eine Großstadt zieht, muss schon für seinen Lebensunterhalt mindestens 1000 Euro im Monat aufbringen. Das Bachelor-Studium, in dem Fachwechsel fast unmöglich sind und bei dem von Anfang an jede Note zählt, lässt für Nebenjobs kaum noch Zeit. Also sind es die Eltern, die zahlen müssen.
Und hier stellt sich eben doch die soziale Frage: 1000 Euro Studiengebühr im Jahr mögen für einen Arzt oder Anwalt ohne Probleme finanzierbar sein. Für viele Eltern, auch aus der Mittelschicht, ist sie eine spürbare Belastung. Und noch immer haben 71 Prozent der Studierenden selbst Eltern mit Hochschulabschluss - während umgekehrt nur jedes vierte Arbeiterkind sich an eine Universität wagt.
Studiengebühren sind dafür sicher nur einer der Gründe. Frühe Förderung, von der Kinderkrippe an, ist ein Schlüssel, um an diesem Missverhältnis etwas zu ändern. Zumal das Land dringend Fachkräfte braucht. Da ist es kaum im Sinne der Erfinder, dass bald jeder fünfte Student vor dem Abschluss aufgibt. Prüfungs- und Leistungsdruck bringen viele ins Wanken, Geldsorgen geben ihnen oft den Rest. Und es ist ja keineswegs so, dass jeder Akademiker hinterher großartig verdient.
Um international mithalten zu können, braucht die Gesellschaft aber genügend Akademiker mit einer soliden Ausbildung. Deshalb sollte der Staat die jungen Leute in Ruhe studieren lassen - und ihnen nicht noch mehr Hürden auferlegen.