Universität Passau:Studenten protestieren gegen Stellenkürzungen

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Ein Gebäude der Uni Passau. (Foto: Johannes Simon)
  • An der Passauer Uni demonstrierten etwa 600 Studenten und Mitarbeiter der Hochschule gegen die Streichung von 13 Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter.
  • Bereits in der vergangenen Woche hatten 50 Mitarbeiter den Fakultätsrat besetzt.
  • Nach den Protesten vom Dienstag schlug Passaus Uni-Präsident Burkhard Freitag nun zunächst einen einjährigen Aufschub der Kürzungen vor.

Von Nicolas Freund, Passau

Die Ankündigung der Universität Passau, 13 wissenschaftlichen Mitarbeitern ihre Verträge zu kündigen, hat zu einer Protestwelle geführt. In der vergangenen Woche hatten 50 Mitarbeiter den Fakultätsrat besetzt, am Dienstag marschierten nun etwa 600 Studenten und Mitarbeiter der Hochschule von der Mensa über den Campus zum Audimax und machten dort in einer Versammlung ihrem Unmut Luft. "Nachwuchsförderung? Nicht an dieser Uni" war auf ihren Flyern zu lesen.

Die Situation des sogenannten Mittelbaus ist an allen Hochschulen ein brennendes Thema. Dabei geht es um wissenschaftliche Mitarbeiter an Lehrstühlen, die nur befristete Verträge haben, aber wesentlich dazu beitragen, den Lehrbetrieb aufrecht zu halten. Als nun durchsickerte, dass die Unileitung in Passau plane, 13 solcher Stellen an der Philosophischen Fakultät bis zum Ende des Sommersemesters einzusparen, war der Ärger groß.

Es handelt sich um sogenannte halbe Stellen, die üblicherweise mit Wissenschaftlern besetzt werden, die an ihrer Doktorarbeit oder ihrer Habilitation sitzen. Die meisten von ihnen streben eine Professur an, denn die ist im akademischen Betrieb langfristig fast die einzige Möglichkeit auf eine Festanstellung. Gerade in den Geisteswissenschaften ist deshalb jeder froh, der eine solche bezahlte Mitarbeiterstelle ergattert und Lehrerfahrung sammeln kann. Fällt die Stelle weg, endet die wissenschaftliche Karriere oft, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.

650 Seminarplätze wären gefährdet

Mittelbau-Vertreter Stefan Halft sieht die Kürzungen aber auch in Hinblick auf die Studenten mit großer Sorge: "Sie würden den Verzicht auf etwa zehn Prozent der Mitarbeiter bedeuten sowie den Wegfall von mindestens 26 Lehrveranstaltungen pro Semester, das entspricht etwa 650 Seminarplätzen."

Kanzlerin Andrea Bör begründet die geplanten Kürzungen damit, dass die Universität aus dem Staatshaushalt keinen entsprechenden Ausgleich für die weggefallenen Studiengebühren mehr erhalte: "Die Zuschüsse entsprechen dem Niveau der Studienbeiträge im Jahr 2012 und sind seither nicht erhöht worden, obwohl die Zahl der Studierenden und die Belastung in der Lehre seither deutlich gewachsen sind. Alle Fakultäten und die Universität selbst sind gezwungen, die Mittel noch effizienter einzusetzen."

Dennoch scheinen nicht alle Fakultäten gleich betroffen. Die Philosophische Fakultät hat mehr Studenten als die drei anderen Fakultäten zusammen, anteilsmäßig aber deutlich weniger wissenschaftliche Mitarbeiter. Bei den Geistes- und Sozialwissenschaften kommen 50 Studenten auf einen Mitarbeiter - bei den Informatikern und Mathematikern sind es gerade mal sieben Studenten pro Mitarbeiter.

Uni-Präsident schlägt einjährigen Aufschub vor

Dieses Missverhältnis sei in den vergangenen Jahren mit den aus Zuschüssen finanzierten Lehrkräften nur zum Teil abgefangen worden, sagt Halft. Während durch das Programm "Technik Plus" zuletzt viel Geld in die Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) floss und mehrere neue Professuren geschaffen wurden, erhielt die Philosophische Fakultät nur eine neue Professur. Und das trotz der vielen Studenten und der Tatsache, dass viele der interdisziplinären Studiengänge, für die die Uni Passau bekannt ist, an Lehrstühlen dieser Fakultät angesiedelt sind.

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Nach den Protesten vom Dienstag schlug Passaus Uni-Präsident Burkhard Freitag - selbst Informatiker - nun zunächst einen einjährigen Aufschub der Kürzungen vor. Das aber ist keine Beruhigung für die Betroffenen, die befürchten, weiter mit Kurzzeitverträgen abgespeist zu werden. Damit werde das Problem lediglich verschleppt, sagen sie.

Auch stellte Freitag in Aussicht, Mittel von Technik Plus an die Philosophische Fakultät umzuleiten. Von einem oder zwei Professuren sprach er dabei. Die Dekanin der Philosophischen Fakultät, Daniela Wawra, sieht auch die Politik in der Bringschuld: "Eine höhere Grundfinanzierung der Universitäten würde uns eine längerfristige Planung erlauben, den Doktoranden Sicherheit geben und verlässliche Perspektiven eröffnen."

© SZ vom 22.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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